11. Etappe des Remstal-Höhenwegs von Lorch nach Plüderhausen

„Der Schwäbische Albverein Bietigheim erwandert die 11. Etappe des Remstal–Höhenwegs“

Trotz widriger Wetterprognosen machte sich eine Gruppe auf, um die Wanderung auf dem Remstal-Höhenweg fortzusetzen. Vom letzten Endpunkt Lorch führte die Strecke nun weiter nach Plüderhausen. Vom Bahnhof Lorch ging es als erstes zu einer über der Rems gelegenen Anhöhe, wo man gleich zwei bedeutende geschichtliche Ereignisse antraf, den Limes und das Kloster Lorch.

Etwa um 75 n. Chr. eigneten sich die Römer das von ihnen so genannte Dekumatenland und somit auch das Gebiet um Lorch an. Hier trafen die beiden Provinzen Raetia und Germania superior aufeinander. Im Laufe der Zeit wurden deren Grenzen durch den Limes immer stärker abgesichert. Direkt oberhalb des Klosters befinden sich ein Wachtturm und das sogenannte Limesknie. Der vom östlich gelegenen Schwäbisch Gmünd kommende Limes knickt hier rechtwinklig in nördlicher Richtung nach Welzheim ab. Bis dort passt er sich noch dem Geländeverlauf an, danach führt er dann 81 Kilometer in schnurgerader Linienführung weiter nach Osterburken.

Im 11. Jahrhundert wurde in Lorch ein Kollegialstift gegründet, welches auch Grablege der Vorfahren der Staufer war. Auf dieser Anhöhe befand sich eine von den Riesgrafen „von Büren“ um 1000 errichte Burg. Nach Heirat von Friedrich von Büren mit der Tochter des Salierkaisers Heinrich IV., Agnes von Waiblingen, übernahmen sie das Herzogtum Schwaben und bauten auf dem nahegelegenen Hohenstaufen eine repräsentative Burg. Diesen vormaligen Wohnsitz übergaben sie dann dem Orden der Benediktiner, die ihn zu einem Kloster ausbauten. In diesem befindet die Grablege der Staufer, auch deren Vorfahren wurden nach hier umgebettet.

Vom Kloster führte nun ein kräftiger Anstieg hoch zu einer Gruppe von Mammutbäumen, die aus der Aufzucht der Wilhelma stammen. Hier gönnte sich die Gruppe eine kurze Verschnaufpause, bevor es zur Schelmenklinge, einer der imposantesten Klingen des Schwäbischen-Fränkischen Waldes, weiter ging. Ein kleiner Bach hat hier eine ca. 100 Meter tiefe Schlucht geschaffen. An mächtigen Buntsandsteinblöcken vorbei führte der Weg teils über rutschige Naturwege, steile Treppen und Stege hinab an den Bachlauf, dabei war Vorsicht geboten. Entlang des Bachlaufs befanden sich die verschiedenartigsten Wasserspiele, welche vom Schwäbischen Albverein Lorch aufgestellt und betreut werden. Von Ende April bis Oktober können diese betrachtet werden und lassen nicht nur Kinderherzen höherschlagen.

Wieder aufwärts führte der Weg dem Limes entlang, gesäumt von Besenheide, Heidelbeeren und Ginster. Bei einer Freifläche bei einem römischen Wachtturm bot sich die Gelegenheit zu einer Rast. Wärmende Sonnenstrahlen erhöhten noch den Genuss des mitgebrachten Vespers. Gestärkt ging es dann in ständigem Wechsel von Auf und Ab durch weitere Klingen und Täler. Diese Täler sind reich an seltenen Orchideenarten wie Zweiblatt und Knabenkräuter, weiter anzutreffen sind Seggen und Binsen, sowie Sumpfdotterblumen und die Trollblume.

Bald war der Walkersbach erreicht. Auf diesem, wie auf weiteren Nebenbächen der Rems, wurde seit 1628 Brennholz bis zur Rems und weiter zum Neckar geflößt. Da die natürliche Wasserführung dieser Nebenbäche nicht ausgereicht hätte, wurden sogenannte Schwellseen angelegt. Die Wassermenge reichte dann für zwei bis drei Tage Flößerei aus. Die Müller am Bach mussten während der Zeit des Flößens den Betrieb einstellen und beim Flößen mithelfen. Mit Beginn des Betriebes der Remsbahn 1861 wurde die Flößerei eingestellt, da sie nicht mehr rentabel war.

Noch ein letztes Mal ging es nun steil aufwärts durch den Ort Weitmars auf die Anhöhe von der sich ein weiter Blick auf die Vorberge der Schwäbischen Alb vom Rosenstein bis hin zum Rechberg und zu den Höhen des Schurwalds bot. Durch weitere Klingen des Hohbergs führte der Weg nun hin zum über Waldhausen gelegenen Elisabethenberg. Hier befand sich einst der Sitz staufischer Ministeralien, die von hier auch über Plüderhausen herrschten.

Kurz vor dem Abstieg vom Hohberg nach Plüderhausen gab es für die Gruppe noch ein paar letzte Informationen zum Zielort. Um Plüderhausen fanden sich Römerspuren, jedoch keine Funde aus alemannischer Zeit. Planmäßig besiedelt wurde dieses Gebiet vermutlich erst um Mitte des 8. Jahrhunderts als es fränkisches Königsgut wurde. Urkundlich wurde der Ort 1142 erstmals durch eine Schenkungsurkunde von Luitgard von Hohenstaufen erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg litt der Ort stark durch Kriegseinwirkungen, von 1800 Einwohnern bei Kriegsbeginn verblieben nur noch 57 zu Kriegsende.

Durch blühende Streuobstwiesen gelangte die Gruppe nun hinab an die Rems. Die Schlusseinkehr ließ auch nicht lange auf sich warten. Bei guter Bewirtung und netter Unterhaltung verging die Zeit bis zur Rückfahrt allzu schnell. Auch das Aprilwetter meinte es mit der Gruppe über den gesamten Verlauf der Wanderung gut, es war zwar sehr kühl, meist überwiegte, entgegen der Wetterprognose, jedoch Sonnenschein und drohende Wolken entsandten nur selten kurze Graupelschauer.

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