Ein exquisites Grüppchen, bestehend aus drei Albvereinlern, traf sich am Samstagmorgen am Bietigheimer Bahnhof zur anstehenden Tageswanderung, die sie von Hechingen über das Freilichtmuseum in Stein bis nach Haigerloch führen sollte. Mit dem Zug fuhren die Drei sodann über Stuttgart nach Hechingen. In Hechingen angekommen, marschierte die Gruppe über regennasse Straßen und Wiesenwege aus der Stadt heraus. Von einer Anhöhe sollte sich den Wanderern ein Panoramablick auf die ehemalige fürstliche Residenzstadt, den Hohenzollern und den Albtrauf bieten. Hingegen stach nur der Turm der katholischen Kirche in der Hechinger Oberstadt heraus, der Rest, inklusive der markanten Burg Hohenzollern, hüllte sich in dichte Dunstschwaden. Unverzagt wand sich die Gruppe Richtung Stein zu, durchquerte den Ort und erreichte durch ein Waldstück das Ziel der ersten Touretappe: Das Freilichtmuseum mit seinen römischen Ausgrabungen.
Die Drei erhielten eine exklusive fachkundige Führung durch die Anlage und erfuhren dabei, dass den Ausschlag für ihre Entdeckung Anfang der 1970er Jahre der damalige Steiner Bürgermeister gab. Nach Sondierungen und ersten Ausgrabungen stellte sich heraus, dass die Anlage zirka 4 Hektar groß ist und einen römischen Gutshof, eine sogenannte „Villa Rustica“, umfasste, welcher zwischen dem 1. und 3 Jahrhundert n. Chr. unterhalten wurde. Zwar ist dessen Funktion noch weitestgehend ungeklärt. Das stattliche Haupthaus, mit Haupteingang und Festsaal sowie dem Dienstboteneingang mit Küche und Wärmestube samt Fußbodenheizung lassen jedoch den Schluss zu, dass es sich nicht nur um eine einfache Versorgungsstation an der naheliegenden Römerstraße handelte, sondern um einen Verwaltungssitz eines höhergestellten römischen Funktionärs. Die Albvereinler wurden durch das teilweise rekonstruierte Haupthaus geleitet, bestaunten römische Alltagsgegenstände wie Löffel, seltene Glasflaschen, Schreibutensilien und tönerne Amphoren, die sämtlich an hiesiger Stelle gefunden wurden. Forscher konnten jedoch anhand des Tonmaterials feststellen, dass Letztere aus Marseille und Spanien stammten und bereits zu römischer Zeit bis nach Stein gelangten. Zum Abschluss der Führung wandelte die Gruppe durch einen Säulengang zum opulenten Badehaus, das aus Heißbade-, Kaltbade-, Massage- und Latrinenbereich bestand und über eine großflächige Unterbodenheizung verfügte. Den Dreien wurde ein anschauliches Bild der römischen Bade-, Hygiene- und Körperpflegekultur vermittelt. Mag vieles davon dem heutigen „Wellness“-Gedanken entsprechen, so zeigen sich beim römischen Latrinenritus eklatante Abweichungen zum heutigen Hygieneverständnis.
Nach kurzer Rast, begab sich das Albvereins-Trio auf die nächste Touretappe.
Einen Waldweg hinab, überquerte die Gruppe die Landstraße nach Rangendingen, den Schienenstrang der Eyachtalbahn und den Fluss Starzel. Nach dem Stauffenberger Hof tauchten die Wanderer wieder in den Wald ein und erklommen die nächste Anhöhe. Weniger die Geländetopographie als vielmehr die wechselnden Wetterverhältnisse machten den Dreien dabei zu schaffen: Zunächst bedingte einsetzender Regen das Überziehen des Nässeschutzes als kurz danach wieder die Sonne durchstach und aufkommende Schwüle zur vermehrten Transpiration Anlass gab. Durch hügeliges Waldgebiet erreichten die Wanderer nach mehreren Kilometern sodann offenes Gelände, überquerten abermals die Gleise der Eyachtalbahn und marschierten gen Stetten, einem Teilort von Haigerloch. In der Ferne war beständiges Donnergrollen zu vernehmen und eine graue Regenwolke hatte sich über dem Trio platziert, welche fortan den gleichen Weg einschlug. Stetten durchschreitend und den Ort hinter sich lassend, rückte für die Gruppe schon das naheliegende Haigerloch ins Blickfeld. Durch eine Baumschonung am Grat eines Hanges hindurch war die Haigerlocher Oberstadt und die darunter befindliche Unterstadt auszumachen. Eine Abzweigung wurde übersehen, so dass die geplante Route verlassen wurde. Angesichts des guten Zeitpolsters und der sich daraufhin auftuenden beschilderten Alternativroute zum Haigerlocher Schloss, wurde die Wegeabweichung von den Wanderern als nicht weiter dramatisch erachtet. Plötzlich jedoch schwoll der die Gruppe stetig begleitende Regen zum infernalischen Wolkenbruch an, verwandelte den Pfad innerhalb kürzester Zeit in eine wasserdurchströmte Schlammsuhle und durchnässte das Trio, trotz übergezogenem Regenschutz, bis auf die Knochen. Nach hartem Kampf gegen die Wassermassen konnte sich die Gruppe in die Gaststätte im Schloss retten, sich bei einigen Getränken regenerieren und die Kleidung etwas abtropfen lassen. Durch den anschließenden beschleunigten Abstieg vom Schlossfelsen und den eiligen Aufstieg durch die Haigerlocher Oberstadt erreichten die Drei den vorgesehenen Bus zum Bahnhof nach Horb. Von dort fuhr die Gruppe mit dem Zug und Umstieg in Stuttgart nach Bietigheim zurück, wo sie zur geplanten Zeit zwar immer noch klamm und feucht, eingedenk des Erwanderten und Erfahrenen, jedoch zufrieden ankam.