Aktivwanderung durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald

Ein Wanderduo machte sich bei nachtschlafender Zeit auf zu einer Wanderung quer durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald. Für die etwas über 37 Kilometer mit circa 950 Höhenmetern war eine reine Wanderzeit zwischen 8 und 9 Stunden eingeplant.

Ausgangspunkt der Wanderung war der Bahnhof von Murrhardt. Zügig ging es von hier der Sonne entgegen über die Murr, den Marktplatz der Stadt mit seinem Brunnen das ein Standbild Herzog Christoph ziert und am Rathaus vorbei aufwärts zum Rißberg. Bald war die Stadt verlassen und das Duo tauchte in den Wald ein marschierte am Römersee und dem Felsenmeer, einer riesigen Blockhalde, vorbei und erreichte über den Limesweg nach 185 Höhenmetern den ersten Höhenzug, von dem es jedoch gleich wieder 120 Meter abwärts der jungen Murr entgegen ging. Ein kurzes Wegstück folgte nun dieser aufwärts. Die Murr selbst entspringt in der Nähe von Vorderwestermurr auf einer Höhe von 455 Meter und mündet nach 51 Kilometer bei Marbach in den Neckar, wobei ihr Gefälle 265 Meter beträgt.

Nach deren wiederholten Überquerung ging es über das Sauerhöfle, den Schloßhof wieder 150 Meter aufwärts zum Oberen Wald und darauf sofort wieder abwärts zum Otterbach. Ab diesem ging es am Weiler Weidenbach vorbei wieder aufwärts hinauf zu dem an der L 1120 gelegenen Wachtturm, einem Relikt aus der Römerzeit. Jetzt wurde vom Limesweg abgezweigt und über einen Naturpfad ging es steil abwärts zum Ebnisee.

Der Ebnisee-Staudamm wurde 1745 fertiggestellt und sollte das Flößen ermöglichen, wodurch der Holzreichtum des Welzheimer Waldes einfacher und kostengünstiger in die Residenzstädte Stuttgart und Ludwigsburg transportiert werden konnte, wo großer Bedarf herrschte. Die normale Wasserführung der Wieslauf jedoch reichte zum Flößen nicht aus. Man hielt deshalb im Stausee das Wasser der Schneeschmelze und des Frühjahrsregens zurück. Mit dem nach Öffnen der Seeschleuse starken Abfluss konnte das im Winter geschlagene und mit Schlitten zum Ebnisee transportierte Holz über Wieslauf und Rems zum Neckar geschwemmt werden. Die gespeicherte Wassermenge erlaubte ungefähr eine Woche zu flößen. Im Sommer lag der See trocken und wurde als Wiese und Weide genutzt.

Inzwischen waren 12 Kilometer zurückgelegt und es war an der Zeit eine erste Rast zur Stärkung einzulegen. Eine, in der Sonne liegende, Bank am Rande des Sees bot hierfür an. Nebenbei konnten verschiedenste Wasservögel beobachtet werden. Nach der Rast ging es am See entlang und danach ein kurzes Stück an der Wieslauf talwärts. Ein nächster Anstieg brachte uns hinauf nach Heppichgehren und von dort am ehemaligen Holzbuckel vorbei zum Hägerhof. Von diesem ging es über eine, für den Schwäbisch-Fränkischen Wald typische, Klinge hinab an den Strümpfelbach. Dessen idyllischem Verlauf folgte der Weg an zwei Wasserfällen vorbei, um den Ölkopf an den Igelsbach. Diesem abwärts folgend wurde ein Viadukt der historischen Waldbahn, die von Schorndorf nach Welzheim führt, unterquert und das an der Wieslauf gelegene Klaffenbach erreicht.

An dessen Ortsausgang wurde eine kurze Trinkpause eingelegt, diese war auch dringend erforderlich denn jetzt lag das schwierigste Teilstück der Wanderung bevor. Von hier waren es 190 Höhenmeter hinauf zum Edelmannshof, wobei der größte Teil davon fast in direkter Linie zurückzulegt werden musste. Am Edelmannshof wurde im gleichnamigen Gasthof eine einstündige Zwischeneinkehr gehalten. Gestärkt und etwas ausgeruht ging es nun auf die letzten zwei Fünftel der Wanderstrecke.

Bald war der Wasserturm bei den Lichten Eichen, der zur Versorgung einiger umliegender Gemeinden und Gehöfte dient, mit 500 Metern höchster Punkt dieser Wanderung erreicht. Vorbei am Weiler Lettenstich führte die Strecke über den Planetenweg zur Sternwarte von Welzheim. Von dieser aus, werden Aufnahmen des Sternenhimmels gemacht, die dann im Stuttgarter Planetarium gezeigt werden. Von der dortigen Hochfläche bot sich ein weiter Blick vom Rosenstein zu den drei Kaiserbergen und über den Schurwald hinweg zeigte sich auch das Panorama des Nordrandes der Schwäbischen Alb.

Das nächste Zwischenziel war Eselshalden, von dort strebte das Duo nun letztendlich dem Remstal entgegen. Über den Krähenberg, den Gottliebstein und am Niederfeld vorbei führte die Strecke nochmals durch Waldgebiet bevor der Trauf des Welzheimer Waldes zum Remstal hin erreicht wurde. Das Niederfeld wurde früher militärisch genutzt und dient heute als Holzlagerplatz und beherbergt zusätzlich eine Forstschule.

Von der vorgesehenen Strecke wurde von hier noch ein Abstecher durch das Naturschutzgebiet Bergrutsch am Kirchsteig bei Urbach gemacht. Hier rutschten am 07. April 2001 etwa 3,2 ha Streuobstwiesen zu Tal. Dieser Bergrutsch wurde wegen seiner geradezu lehrbuchhaften Formenausprägung zum Naturschutzgebiet ausgewiesen, da auch im Keuperbergland derart gewaltige, vom Entstehen und Vergehen der Landschaftsform kündende Massenbewegungen selten sind.

Von hier bot sich jetzt ein weiter Blick über Schorndorf hinweg ins untere Remstal. Jetzt lagen nur noch sechs Kilometer bis zum Ziel Plüderhausen vor dem Duo. Nochmals etwas aufwärts über den Alten Berg und den Gänsberg, beides Streuobstwiesengebiete, von wo sich ebenfalls herrliche Blicke ins Remstal und den gegenüberliegenden Schurwald boten, ging es nun zügig in Richtung Plüderhausen. Zwischen Feldern, durch Streuobstwiesen und an Gärtnereien war bald der Ortsrand erreicht.

Durch das vorgelegte enorme Tempo wurde die geplante Wanderzeit um eineinhalb Stunden unterschritten. So reichte es vor Abfahrt des Zuges noch zu einem Erfrischungsgetränk und die Rückkehr nach Bietigheim konnte zusätzlich eine Stunde früher als vorgesehen angetreten werden. Ein erlebnisreicher aber auch anstrengender Wandertag nahm sein Ende.