Auf dem Calwer Wasser-, Wald- und Wiesenpfad

Die Stadt Calw wirbt nicht nur mit dem Dichter Hermann Hesse, der in einem stattlichen Fachwerkhaus am Marktplatz geboren wurde, sondern neuerdings auch mit einer Rundwanderung, die als Genießerpfad und Premiumweg klassifiziert ist. Auf diesen Genießerpfad begab sich neulich eine kleine Gruppe des Bietigheimer Albvereins. Die Wanderer ließen sich auch nicht durch den gleichmäßig fallenden Regen, der sie auf der ersten Hälfte der Strecke begleitete, die Wanderlust verderben. Die spannende und abwechslungsreiche Tour begann gleich hinter dem Stadtgarten. Der Weg hinauf entlang uralter Fichten und Buchen war gesäumt von Tafeln mit Gedichten von Hesse, die immer wieder zum Verweilen einluden. Nach kurzer Zeit erreichten die Wanderer den Gimpelstein, einen mächtigen Buntsandsteinfelsen, von wo aus man eine Aussicht auf das unten im Nagoldtal liegende Calw hat. Gleich darauf führt ein alpiner Steig zum Schafott, einer ehemaligen Hinrichtungsstätte. Diese besteht aus einer steinernen Plattform, auf der der Scharfrichter seine blutige Arbeit verrichtete. Die letzte Hinrichtung fand 1818 statt, als eine bettelarme Frau wegen Raubmords in Anwesenheit von Schulklassen aus Calw gerichtet wurde. Die öffentliche Hinrichtung vor Zuschauern sollte der Abschreckung dienen. Der Höhepunkt der Wanderung war ohne Zweifel der Weg durch das wildromantische Rötelbachtal. Die Besitzer des Waldgrundstücks hatten um 1900 auf beiden Seiten des Tals steinerne Stufen angebracht und mächtige Trittsteine in das Bachbett gelegt, so dass die Bewohner der Orte Lützenhardt und Sommenhardt auf der Hochfläche mit weniger Mühe das Rötelbachtal auf ihrem Weg nach Calw durchqueren konnten. Ganz selbstlos war dieses Werk nicht. So sollte auch verhindert werden, dass die Leute die Pflanzen auf den Waldwiesen zertrampelten. Nach den starken Regenfällen in den Tagen zuvor waren die Steine besonders rutschig und ein Teil des Weges entlang des Bachs war nur mit größter Vorsicht passierbar. Mit dem Stubenfelsen erreichte die Gruppe den höchsten Punkt ihrer Wanderung. Schmale gewundene steinerne Stufen führen zu ihm hinauf. Eiszeitliche Jäger sollen dort am Lagerfeuer unter den Felsen übernachtet haben.

Nach diesem romantischen Teil hatte die Tour nunmehr einen eher idyllischen Charakter. Auf der Hochfläche angekommen, wanderte die Gruppe an den Orten Lützenhardt und Sommenhardt vorbei und weiter abwechselnd durch Wiesen und Wald mit Ausblicken in die Landschaft. Nach der Durchquerung des Orts Speßhardt ging es entlang herrlicher Streuobstwiesen zurück durch den Wald zum Ausgangspunkt nach Calw.

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