Auf dem Pfälzer Weinsteig unterwegs

Ein Bericht der diesjährigen Streckenwanderung

1. Tag: Vorgesehen war, nach Ankunft des Zuges in Neustadt das Gepäck zum Standquartier bringen zu lassen und gleich nach Bockenheim, dem Ausgangspunkt der 1. Etappe, weiterzufahren. Allerdings traf die 13köpfige Gruppe schon in Bietigheim eine unliebsame Überraschung, der geplante Zug fiel wegen verspäteter Bereitstellung, was dies auch immer bedeuten mag, aus. So konnte die Fahrt erst eine Stunde später angetreten werden und durch nicht mehr passende Anschlüsse verzögerte sich die Ankunft in Neustadt um etwa zwei Stunden. Schon vor der Ankunft vor Ort war klar, der vorgesehene Ablauf kann nicht eingehalten werden, und es wurde neu geplant und die erste Etappe um die Hälfte gekürzt. Das sonnige, für die Jahreszeit fast zu warme Wetter hellte die Mienen der Gruppe wenigstens wieder auf. So begann die Wanderung eben nicht in Bockenheim, sondern im Zwischenziel Mertesheim mit einer Mittagsrast.

Der Weg führte die Gruppe nun über Wiesen- und Hohlwege auf die Höhe, von wo sich ein weiter Blick über die Rheinebene hinweg zum Odenwald bot. Diese Ausblicke sollten die Gruppe auch in den nächsten Tagen stets begleiten. In dem über Grünstadt gelegenen Stadtpark wurde auf der Terrasse eines Lokals eine längere Rast eingelegt, um im Zeitplan zu bleiben. Nach dem leiblichen Wohl bot sich eine Kneippanlage an, noch etwas für die Gesundheit zu tun. Erfrischt wurde nun über Höhen nach Neulingen weitermarschiert. Bald lag der auf einem Bergsporn liegende Ort mit seiner aus dem 13. Jh. stammenden Burg im Blick. Durch verwinkelte Gässchen, mit herrlichen Fachwerkhäusern, ging es nun zur Schlusseinkehr. Hier genoss die Gruppe den Abend mit Sicht in die Rheinebene bei Pfälzer Gerichten und Wein, bevor es mit Bus und Bahn nach Neustadt zurückging.

2. Tag: Der Frühstückraum lag auf der 8. Etage des Hotels, so konnte die Gruppe neben dem Frühstück auch die Sicht entlang der Höhen des Pfälzer Waldes genießen, bevor es mit Bahn und Bus zum Ausgangspunkt, der Haltestelle unterhalb Battenbergs ging. Die heutige Wegstrecke führte überwiegend durch Waldgebiet, was jedoch auf Grund der hohen Temperatur sehr willkommen war. Immer wieder boten sich zur Abwechslung auch Blicke in die Landschaft. Auf halber Strecke lag eine typische Pfälzerwald Vereinshütte, die gerne für eine Zwischeneinkehr aufgesucht wurde. Vorbei am Bismarckturm, dem Teufelsstein, einem ehemaligen germanischen Kultplatz, der Kaiser-Wilhelms Höhe mit Sicht zur Hardenburg wurde nun der über Bad Dürkheim liegende Krimhildenstuhl, ein ehemaliger römischer Steinbruch, erreicht. Von unten drang der Trubel des gerade stattfindenden Wurstmarktes, ein seit dem Jahr 1417 stattfindenden Weinfestes, herauf. Hinab ging es nun zur Schlusseinkehr nahe des Festgeländes, zu der sich die Gruppe regelrecht durchkämpfen musste. Bei guter Bewirtung und netter Unterhaltung verging die Zeit allzu schnell. Die Bahn brachte die Gruppe wieder nach Neustadt zurück, und sie ließ den Tag mit einem Besuch in der Hotelbar ausklingen.

3. Tag: Nach einem guten Frühstück ging es mit der Bahn nach Bad Dürkheim zurück, um die Wanderung fortzusetzen. Vom Bahnhof führte der Weg nach Grethen, von wo ein schweißtreibender Anstieg von 130 Höhenmetern zur Limburg zu bewältigen war. Diese wurde 1025 als Hauskloster der Salier zu einer Abtei des Benediktinerordens mit Basilika umgebaut. Heute zeugen allerdings nur noch Mauerreste von ihrer ehemaligen Größe. Auf der Höhenlage führte der Weg über Seebach, gesäumt von Reben und Mandelbäumen, weiter zum Flaggenturm. Dieser wird im Volksmund seiner Form wegen auch „Kaffeemühlchen“ genannt und gilt als ältester Aussichtsturm der Pfalz. Am nächsten Aussichtspunkt, dem „Guck ins Land“, wurde nun Mittagsrast gehalten. In ständigem Ab in Täler und Auf über Bergrücken führte der Weg nun zu der über Wachenheim auf einem Bergsporn liegenden Ruine Wachtenburg, welche wahrscheinlich im 12. Jh. auf Anordnung Konrads von Hohenstaufen erbaut wurde. Hier erlebte die Gruppe ausgesprochene Pfälzer Gastfreundschaft. Die dort mit Instandsetzungsarbeiten Beschäftigten, boten der Gruppe ihren Zwetschgenkuchen an, eine willkommene Abwechslung, die mit Dank angenommen wurde. Das nächste Ziel waren die Heidenlöcher, eine Fliehburg, die vermutlich im 9., vielleicht auch erst im 10. Jahrhundert in Fronarbeit angelegt wurde, um den Bewohnern der näheren Umgebung Schutz vor den damals umherziehenden Normannen zu bieten. Von dort ging es nun abwärts in Richtung Deidesheim. Bei einer auf halber Höhe des Hanges liegenden Kapelle wurde nochmals eine Rast eingelegt, die nebenbei noch eine weite Sicht bot. Nun wurde flotten Schrittes die Schlusseinkehr angestrebt, die bei angenehmer Temperatur wieder im Freien stattfinden konnte. Gute Bewirtung und nette Unterhaltung ließen die Zeit zur Rückfahrt schnell vergehen. Der Weg zum Bahnhof führte am sogenannten Geißbockbrunnen vorbei, der ein historisches Ereignis darstellt, das auf das Jahr 1404 zurückgeht. Dieses wird seit dieser Zeit jährlich am Dienstag nach Pfingsten begangen. Mit der Bahn ging es nach Neustadt-Böbig zurück und zum Hotel waren es noch 10 Minuten zu Fuß.

4. Tag: Nach dem Frühstück wurde zuerst das Gepäck an der Hotelrezeption abgestellt, denn anschließend an die Wanderung und Einkehr war die Rückfahrt nach Bietigheim vorgesehen. Mit dem Zug ging es nach Deidesheim, um die Wanderung fortzusetzen. Zwei Teilnehmer legten einen Ruhetag ein und nutzten diesen dazu, die sehr interessante Innenstadt Neustadts zu erkunden. In Deidesheim angekommen führte der Weg wiederum am Geißbockbrunnen vorbei, durch die Ortsmitte entlang des Weinbachs und durch Weinberge aufwärts zum Aussichtspunkt Pfalzblick am Rande des Haardtwaldes. Von hier konnte die Weinlese mit einem Vollernter beobachtet werden. Weiter führte der Weg durch Wald, überwiegend mit Edelkastanien, Keschde, wie sie die Pfälzer nennen, ins Klausental. Von dort ging es den Kirchberg aufwärts und gleich darauf wieder über einen schmalen Pfad abwärts nach Königsbach. Hier wurde eine im Schatten der Kirche liegende Gartenmauer als Rastplatz genutzt. Gestärkt und ausgeruht marschierte die Gruppe an der Hangkante oberhalb der Weinberge nun in Richtung Gimmeldingen weiter. Nochmal war ein Anstieg zu einem Aussichtspunkt am Plattenberg zu bewältigen. Eine kurze Rast wurde eingelegt, bei der sich über Gimmeldingen und Mußbach hinweg ein weiter Blick in die Rheinebene bot. Von hier führte der Weg jetzt abwärts ins schattige Tal des Mußbachs, welcher etwas Kühle ausstrahlte. Diesem folgte die Gruppe aufwärts zur Looganlage (aus dem Althoch-deutschen – Lag, Log, Loog = Grenze) zwischen zwei Herrschaftsgebieten. Im am Bach gelegenen Gasthaus Benjental wurde nochmals eine längere Rast gehalten. Gestärkt und ausgeruht ging es nun 350 Höhenmeter am Loosenbrunnen vorbei aufwärts zum Weinbiet, dem höchsten Punkt der Wandertage. Da die Gruppe gut in der Zeit lag und für den Rückweg eine Kürzung geplant war, konnte hier bei einer Pfälzerwald Vereinshütte nochmals eine längere Rast gehalten werden. Der eine oder andere gönnte sich ein Weinschorle im Dubbeglas. Der Überlieferung nach wurde das Dubbeglas von Metzgern erfunden, da bei Schlachtfesten die zuvor üblichen glatten Stangengläser zu leicht aus der fettigen oder feuchten Hand rutschten. Fast in der Direttissima führte der Weg die Gruppe hinab in Richtung Neustadt. An der Scheffelwarte wurde nochmals kurz Halt gemacht, bevor es über die Dr.-Welsch-Terrasse, von welcher sich ein besonders schöner Blick auf Neustadt bot, nach Haardt zur Schlusseinkehr weiterging. Hier trafen auch pünktlich die beiden Teilnehmer, die sich den Ruhetag gönnten, ein, um zusammen nochmals zum Abschluss Pfälzer Gastlichkeit zu genießen. Von der Schlusseinkehr waren es nochmal 10 Minuten zu Fuß, vorbei an herrschaftlichen Villen in parkähnlichen Gärten zum Hotel. Dort wurde das Gepäck abgeholt und der Bus brachte die Gruppe zum Bahnhof Neustadt. Mit der Bahn ging es über Karlsruhe und weiter mit Umleitung über Bruchsal nach Vaihingen/Enz. Hier musste die Gruppe allerdings 30 Minuten Wartezeit in Kauf nehmen, bis die Fahrt nach Bietigheim fortgesetzt werden konnte. Spät abends, aber pünktlich in Bietigheim angekommen, nahmen erlebnisreiche schöne Wandertage ihr Ende.