Auf den Spuren des letzten württembergischen Königs

Kürzlich begab sich eine kleine Gruppe des Schwäbischen Albvereins Bietigheim auf die Spuren des letzten württembergischen Königs nach Bebenhausen im Schönbuch.

Bis zum 19. Jahrhundert diente der Schönbuch vor allem als Holzreservoir, aber auch als Viehweide und als Jagdgebiet. Die Jagd war dabei ausschließlich den Herrschern aus dem Hause Württemberg vorbehalten, die im 14. Jahrhundert die alleinige Obrigkeit über den gesamten Schönbuch erworben hatten. Die Holzgewinnung und die Nutzung als Viehweide erfolgte durch sogenannte Schönbuchgenossen. Dabei handelte es sich um rund 70 Gemeinden und Städte der Schönbuchumgebung, die als Gegenleistung Abgaben an Geld, Getreide und Hühnern leisteten. Diese intensive Nutzung des Waldes führte zu einem enormen Raubbau, so dass der Schönbuch zeitweise kaum noch als Wald zu erkennen gewesen sein dürfte. Als Goethe 1797 durch dieses Gebiet fuhr, sah er keinen Wald mehr, sondern lediglich einzelne Eichbäume. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erholte sich der Wald langsam wieder. Seit 1820 hatte unter Wilhelm I. eine planmäßige Wiederaufforstung begonnen. Gleichzeitig wurden die alten Weide- und Holzrechte abgelöst. 1972 wurde ein beträchtlicher Teil der Region Schönbuch als Nationalpark eingerichtet, der 156 Quadratkilometer umfasst.

Das erste Ziel der Wanderer war die Besichtigung des Schlosses in Bebenhausen. Nachdem das Kloster nach der Reformation an das württembergische Herrscherhaus gefallen war, baute König Friedrich zu Beginn des 19. Jahrhunderts das ehemalige Abtshaus zu einem Jagdschloss um, um ein standesgemäßes Quartier für seine zahlreichen Jagdaufenthalte im wildreichen Schönbuch zu haben. Sein Nachfolger, Wilhelm I., ließ das Schloss verfallen, und erst unter König Karl setzten umfangreiche Renovierungen und Umbauarbeiten im ehemaligen Gästehaus des Klosters ein. Wilhelm II., sein Nachfolger, wenn er nicht in Stuttgart residierte, hielt sich am liebsten in Bebenhausen auf. Das Schloss, wie es sich heute dem Betrachter präsentiert, spiegelt den Renovierungszustand von 1915 wider. Man wandelt hier also buchstäblich auf den Spuren Wilhelms. Besonders hervorzuheben wären hier das Zimmer, in dem Wilhelm 1918 seine Abdankung unterschrieb und das für die damalige Zeit äußerst fortschrittlich eingerichtete Badezimmer der Königin. Nach seiner Abdankung lebte Wilhelm bis zu seinem Tode 1921 im Schloss und seine Frau Charlotte bis zu ihrem Tod im Jahre 1946.

Nach der Besichtigung begann die Wandergruppe ihre Rundwanderung, die sie entlang des Goldersbach führte. Nach einer kurzen Rast an einem Grillplatz, setzten sie ihren Weg durch das Tal fort. Nach einer scharfen Linksbiegung ging es gleichmäßig aufwärts und nach einer Abzweigung nach rechts hinauf zur Königsjagdhütte, womit der höchste Punkt der Wanderung erreicht war. Die Jagdhütte wurde vom damaligen Kronprinzen Wilhelm 1888 erbaut, der die Jagd im Schönbuch gepachtet hatte. Die Wanderer legten nun vor der Hütte eine weitere Rast ein und genossen den herrlichen Ausblick über das bewaldete Tal. In der Ferne konnte man die Wurmlinger Kapelle erkennen, die gleichsam wie ein Kahn auf einer grünen Welle schwebt, und dahinter die Schwarzwaldhöhen. Nun ging es wieder abwärts, immer geradeaus, und dann steil bergab zum Saurucken, wo sich ein Wildgehege und Grill- und Spielplätze befinden. Dann durchwanderte die Gruppe das idyllische Arenbachtal mit seinen alten Bäumen und erreichte schließlich wieder Bebenhausen.