Durch Wälder und Weinberge

Zwanzig Personen trafen sich kurz nach Mittag am Bahnhof Bietigheim, um an einem gemütlichen Spaziergang von sieben Kilometern teilzunehmen. Die S-Bahn brachte die Gruppe über Stuttgart nach Obertürkheim, von wo aus es mit dem Bus nach Rohracker weiter ging. Allerdings kam an der Haltestelle Kelter ein erster Schreck auf, denn zehn Prozent der Gruppe waren abhanden gekommen. Diese waren vom Busfahren so begeistert, dass sie noch ein Stück weiterfuhren. Aber kurze Zeit später waren doch alle wieder beieinander.

Der Ursprung Rohrackers liegt in der abgegangenen Burg Rohreck, welche etwa um 1250 von den Herren von Bernhausen erbaut wurde. Rohracker ist die kleinste Weingärtnergenossenschaft Stuttgarts. Gerade einmal fünf Hektar in Steillagen werden von 30 aktiven Wengertern im Nebenerwerb bewirtschaftet. Ihr Motto lautet: klein und fein. Gemächlich wurden 100 Höhenmeter in Angriff genommen. Dabei bot sich unterwegs ein Blick das Neckartal aufwärts, über das Kraftwerk Altbach hinweg in Richtung des Albtraufs von Fuchseck und Wasserberg. Etwas weiter konnte die Gruppe über die Weinberge hinweg links den Stuttgarter Fernsehturm sehen, über den Villenort Frauenkopf hinweg rechts davon den Fernmeldeturm auf dem Frauenkopf. Für viele etwas ungewohnt war jedoch die verkehrte Ansicht, denn von Bietigheim auf Stuttgart zu kennt man dies gerade anders herum.

Weiter führte der Weg nun an Wochenendgrundstücken vorbei, in Stuttgart „Gütla“ genannt, rechts um den Frauenkopf herum zur Waldebene. Seinen Namen hat der Frauenkopf von einer Hirtenkapelle, die bis etwa 1530 existierte und „unserer lieben Frau“ geweiht war. Sie ist wahrscheinlich im Zuge der Reformation zerstört worden. Am Fuße des Berges befand sich ein Hügelgrab; der Fuchsrain am Nordhang gilt als steinzeitlicher Siedlungsplatz. Der Waldebene entlang wurden nun die Sportanlagen auf dem Raichberg erreicht. Zwischen diesen hindurch gelangte die Gruppe nun zum dritten Turm, dem Funkturm auf dem Raichberg. An diesem und einer Kleingärtneranlage vorbei führte der Weg nochmal kurz auf einem Naturpfad durch ein Waldstück, bevor bei der Schillerlinde eine Aussichtplattform erreicht wurde. Jetzt war es nur noch ein kurzes Wegstück zur Einkehr „Neckarblick“, die ihrem Namen alle Ehre machte. Leider erlaubte die Temperatur es nicht mehr, auf der Terrasse Einkehr zu halten, aber auch vom Lokal aus konnte zum Essen eine herrliche Sicht genossen werden. Diese reichte vom Schurwald mit dem Kernen, zur Grabkapelle auf dem Württemberg, dem Kappelberg, über Fellbach hinweg zum Korber Kopf, dem Lemberg, den Löwensteiner Bergen, dem Schweinsberg bei Heilbronn hin zum Heuchelberg. In unmittelbarer Nähe lagen das Gottlieb-Daimler-Stadion, das Mercedes-Benz-Museum, das Gaisburger Kraftwerk und die Industrieanlagen entlang des Neckars.

Nach der Einkehr war noch ein Abstieg von ca. 1,5 Kilometer Weglänge durch Anlagen mit Wochenendgrundstücke hinab nach Wangen zurückzulegen. Ein Stück mit Kopfsteinpflaster, das zudem sehr steil war, forderte äußerste Achtsamkeit. Alle kamen jedoch unten heil an. Mit U-Bahn und S-Bahn ging es zurück nach Bietigheim und somit nahm ein schöner erlebnisreicher Nachmittag sein Ende.

Blick ins Neckartal