Eine stattliche Gruppe von 27 Teilnehmern traf sich an Silvester am Bahnhof Bietigheim, um sich nach den opulenten Feiertagen noch etwas zu bewegen. Mit der S-Bahn ging es nach Tamm, der größten nichtstädtischen Gemeinde im Landkreis Ludwigsburg. Vom dortigen Bahnhof führte der Weg zuerst hoch in das Wohngebiet Hohenstange, wo die Teilnehmer einige Informationen über die Gemeinde erhielten.
Urkundlich erwähnt wurde Tamm erstmal im 13. Jahrhundert, was der Ort dem Adel von Damme verdankt. Hiervon dürfte sich auch der Ortsname ableiten. Graf Eberhard der Scheerer verkaufte 1298 seine Vogteirechte an das Kloster Bebenhausen. Ab 1300 gehörte der Ort zur Reichsstadt Grüningen, heute Markgröningen, in der zeitweise auch der Tammer Ortsadel residierte. 1322 kam Tamm mit Grüningen an den Reichssturmfähnrich Konrad II. von Schlüsselberg, der 1336 von Graf Ulrich III. von Württemberg abgelöst wurde. 1351 kam Tamm durch Schenkung vollständig an die Grafen von Württemberg. Nach der Niederlage der protestantischen Truppen im 30jährigen Krieg in der Schlacht bei Nördlingen wurde Tamm im Zuge der anschließenden Belagerung der Festung Hohenasperg von den kaiserlichen Truppen zerstört und blieb lange Zeit nahezu unbewohnt. In Württemberg gehörte Tamm zum Amt Grüningen, bis dieses 1807 endgültig aufgelöst und Tamm dem Oberamt Ludwigsburg zugeordnet wurde, aus dem 1934 der Landkreis Ludwigsburg hervorging. Bedingt durch die Aufnahme mehrerer Hundert Heimatvertriebener zählte Tamm 1961 bereits 3905 Einwohner. Dadurch erschloss man ab den 1950er Jahren mehrere Neubaugebiete im Norden und Osten und ab den 1970ern die Wohnsiedlung auf der Hohenstange.
Der Weg führte nun durch das Wohngebiet in Richtung des Wilhelmhofes. Dabei wurde die Frankfurter Straße, ehemalige B27, überquert und weiter über einen Steg die neue B27. Vorbei kam die Gruppe anschließend an einem Obstsortengarten welcher im Programm der „Grünen Nachbarschaft“ angelegt wurde. Über Feldwege wurde bald darauf der Wilhelmshof, der wohl kleinste Stadtteil von Bietigheim-Bissingen erreicht.
Ursprünglich war der Wilhelmshof eine Domäne der Herren von Württemberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das zu Heutingsheim gehörende Gut aufgeteilt und verkauft. 1958 beantragten 24 Bewohner des Hofs die Umgemeindung nach Bietigheim. Als Grund gaben die Bewohner die Kleinkinder an, die auf dem Hof lebten – vor allem die Schulkinder. Sie sollten die Chance erhalten, weiterführende Schulen zu besuchen. Die sahen die Wilhelmshöfer eher in Bietigheim gegeben, als beim kleineren Nachbarn in Heutingsheim – zumal die Wege in die größere Stadt besser ausgebaut waren. Die Gemeinderäte beider Kommunen stimmten der Idee zu, ein Bürgerentscheid fiel eindeutig aus und so trat am 1. April 1960 die Umgemeindung in Kraft. Der Wilhelmshof gehörte von diesem Tag an zu Bietigheim, die damals selbstständige Gemeinde Heutingsheim erhielt eine Entschädigung von 65 000 Mark.
Endlich war das Ziel, das Vereinsheim der Schützengilde Bietigheim in der stillgelegten Bahnstrecke Bietigheim-Heutingsheim beim Wilhelmshof im „Dreiländereck“ zwischen Bietigheim, Freiberg und Tamm erreicht. Hier war eine Einkehr bei Glühwein und Roter Wurst vorgesehen. Die jedoch schon frühlingshafte Temperatur ließ allerdings die Meisten auf ein Kaltgetränk umschwenken. Bei guter Bewirtung und netter Unterhaltung verging die Zeit allzu schnell. Mit guten Wünschen für das neue Jahr verabschiedete sich die Gruppe voneinander, um noch rechtzeitig in Bietigheim zum Silvesterlauf anzukommen.