Museumstour 2018

Die Auftaktveranstaltung des neuen Wanderjahres der Ortsgruppe Bietigheim des Schwäbischen Albvereins bildet regelmäßig die traditionelle Museumstour. Dieses Jahr war ein Spaziergang durch die Sindelfinger Altstadt mit anschließendem Fußmarsch nach Warmbronn und Besuch des dortigen Geburtshauses des Bauerndichters Christian Wagner vorgesehen.

Zahlreiche Vereinsmitglieder und Gäste fanden sich hierzu am Sonntagmorgen am Bahnhof in Bietigheim ein und fuhren zunächst mit dem Zug über Stuttgart und Böblingen nach Sindelfingen. Vom Sindelfinger Bahnhof ging es sodann durch die noch morgendlich leeren Straßen vorbei an nüchternen Vorstadtgebäuden und Einkaufsmärkten Richtung Altstadt. Als die ersten Fachwerkhäuser in Sichtweite kamen, gab die Wanderführerin den Albvereinlern einen kurzen Überblick über Sindelfingens wechselvolle Geschichte.

Anschließend zog die Gruppe durch die Gassen und staunte über die vielen Bürgerhäuser, Scheunen und Gehöfte aus Fachwerk, die das Stadtbild dominieren. So verbanden viele Wanderer zuvor Sindelfingen lediglich mit einer wenig sehenswerten Auto- und Geschäftsstadt. Nun bekamen sie ein neues, bislang unbekanntes reizvolles Bild der Stadt zu sehen. Die Gruppe spazierte sodann hinauf zum ältesten Bauwerk der Stadt, der im 11. und 12. Jahrhundert errichteten romanischen Martinskirche. Diese bildete zusammen mit der danebenliegenden Propstei und dem gegenüberliegenden Chorherrengehöft den Mittelpunkt des damaligen Chorherrenstiftes, welches ein gewichtiges geistiges Zentrum war und später auch den Grundstock für die Gründung der neuen Universität in Tübingen legte.

Nun schlug die Wandergruppe den Weg nordwärts aus der Stadt heraus ein. Bald war der Stadtrand erreicht. Von nun an ging es über Schotterwege durch nebelverhangene Waldlandschaft Richtung Warmbronn. Nach wenigen Kilometern tauchten die Wanderer wieder aus dem Wald auf und erreichten alsbald den zu Leonberg gehörenden Teilort Warmbronn.

Dort erwartete der ehemalige Vorsitzende der Christian-Wagner-Gesellschaft die Wanderer bereits und gab eine Einführung in das Leben und die Welt Christian Wagners.

Christian Wagner wurde 1835 in Warmbronn geboren und starb 1918 im selben Ort. Nach dem Tode des Vaters übernahm er das kleine Bauernanwesen und schlug sich mit seiner Familie recht und schlecht durch. Das unterschied ihn nicht von den anderen Bauern im Ort und in den anderen altwürttembergischen Dörfern. Aber seine Liebe gehörte dem Reich des Geistes. Er las viel und brachte sich so als Autodidakt ein erstaunliches Maß an Bildung bei. Kein Wunder, dass Wagner in Warmbronn als Außenseiter und Sonderling galt und er deshalb unter Einsamkeit und der engen Umwelt litt. Wagner war zeit seines Lebens davon überzeugt, dass allen Lebens- und Naturerscheinungen das Gesetz der Allbeseelung und Wiederverkörperung innewohnt. Daraus ergab sich für ihn das Gebot der Ehrfurcht vor dem Leben. Das Gebot galt für ihn allumfassend für Menschen, Tiere und Pflanzen. Dieses für ihn zentrale Thema gestaltete er insbesondere in seinen Naturgedichten, von denen einige auch heute noch lesenswert sind. Im fortgeschrittenen Alter fand Wagner die Anerkennung namhafter Personen des kulturellen Lebens wie Hermann Hesse, Albert Schweitzer und anderer.

Christian Wagner war Ehrenmitglied im Schwäbischen Albverein. So hatten die Wanderer das passende Ziel im hundertsten Todesjahr des Dichters gewählt.

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