Silvesterwanderung 2015

„Zum Jahresabschluss mit dem Schwäbischen Albverein Bietigheim unterwegs“

Zwanzig Wanderer/innen begaben sich trotz nicht optimaler Witterung auf Tour, um das Wanderjahr ausklingen zu lassen. Die Strecke führte vom Bahnhof durch das Wohngebiet Feldle ins Brandholz. Dort erreichte die Wandergruppe bald beim Neptun den so genannten Planetenweg. Dieses Projekt Planetenweg wurde mit der Idee „Den Himmel auf die Erde holen und mit Lichtgeschwindigkeit die gewaltigen Dimensionen unseres Sonnensystems begreifbar machen, das gelingt uns mit Hilfe eines Planetenwegs!“ von Schülerinnen und Schülern des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg ins Leben gerufen. Die Gesamtlänge des Planetenwegs im Maßstab 1:1 Milliarde beträgt 6 Kilometer. Ein Millimeter des Wegs im Gelände entspricht 1.000 Kilometer im All. Zu diesem Projekt erhielt erhielten die Mitwanderer einige Informationen. Am diesem Tag sollte nicht einmal der nächste Planet Uranus, der nur 1.627 Mio. Kilometer oder 91 Lichtminuten entfernt liegt, erreicht werden. Da Planeten stets auf Wanderung sind wollten die Wanderer es ihnen gleichtun und begaben sich weiter in Richtung Sonne, die sich allerdings an diesem Tag nicht zeigen sollte.

Auf der Höhe des Wohngebietes Buch wurde nochmals ein kurzer Stopp eingelegt. In einer Senke unterhalb der letzten Häuser befindet sich das so genannte „Geisinger Seele“, ein kläglicher Überrest eines kleinen Waldsees, der durch eine mit Wasser gefüllte Doline entstanden war. Der Wald erstreckte sich bis zum Schloss Monrepos und hatte einen eher parkartigen Charakter, ähnlich dem Ludwigsburger Favorite-Park, und diente der königlichen Gesellschaft als Jagdrevier vor der Haustür. Am See selbst stand früher noch ein kleines Jagdschlösschen, und die Treiber hatten manchmal die Aufgabe das Wild in den kleinen See zu treiben. Schwimmend konnte es kaum flüchten. Zum Bau der Eisenbahnlinie, an die heute noch das Landschaftselement „Alte Bahnlinie“ erinnert, wurden Eichenstämme für Bahnschwellen in Hülle und Fülle benötigt und der gesamte Wald kurzerhand abgeholzt. Der See stand in der nun überwiegend landwirtschaftlich genutzten Fläche den Landwirten im Wege und wurde von diesen mit allerlei Stoffen und Erden zu gekippt. Heute ist daher nur noch ein Gebüsch zu sehen, welches eher ein Mahnmal als ein Denkmal darstellt. Zum Denken regt es jedoch allemal an. Zum Beispiel darüber, welchen Stellenwert die Natur früher hatte. Heute wären solche Maßnahmen kaum noch vorstellbar.

Bald war die ehemalige Bahnlinie der Strecke Bietigheim-Backnang erreicht. Im Bereich der tiefen Einschnitte zwischen Beihingen-Heutingsheim und Bietigheim kam es beim Bau durch Wassereinbrüche zu Hangrutschungen, da diese sich als stark wasserführend erwiesen. Zur Ableitung des Wassers waren drei Quellfassungen nötig, die zur Wasserversorgung des Bietigheimer Bahnhofs verwendet wurden. In den abgetragenen Erdmassen fanden sich zahlreiche Tierreste aus der Eiszeit. Die Strecke Backnang-Bietigheim ging am 8. Dezember 1879 in Betrieb. Durch den Umbau wurde der Bietigheimer Bahnhof zum zweitgrößten in Württemberg. Aufgrund ihrer strategischen Bedeutung als Ost-West-Achse wurde die Strecke gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wiederholt Ziel alliierter Luftangriffe. Im Frühjahr 1945 fuhr an einem Sonntagmorgen ein Güterzug Richtung Bietigheim durch Beihingen, der von einem Jagdbomber hinter der Brücke am Schloss mit Bomben belegt wurde. Die Waggons stürzten den Hang hinunter. Danach fuhr kein Zug mehr. Durch Bombenschäden schwer getroffen wurden auch die tiefen Einschnitte bei Bietigheim. Die Strecke wurde nach 1945 nicht wieder in Betrieb genommenen. Heute ist diese als Naturdenkmal ausgewiesen. Auf dem hohen, steilen Bahndamm hat sich ein Magerrasen-Trockenbiotop entwickelt. Damit es erhalten bleibt, wird es zweimal jährlich gemäht und von Buschwerk geräumt. Freiwillige Helfer des Schwäbischen Albvereins und des BUND leisten diese Arbeit, unterstützt von Fachkräften und technischem Gerät der Stadt Freiberg am Neckar.

Nach ca. 84 Lichtminuten bog die Gruppe vom Planetenweg ab. Die Schützengilde Bietigheim bot bei ihrem Gelände Glühwein, Rote sowie Kaffee und Kuchen an. Dieses Angebot wurde gerne angenommen. Nach erfolgter Stärkung und Aufwärmung ging es dann am alten Bahndamm entlang über die Hohenstange und das Industriegebiet Laiern zurück zum Bahnhof. Somit war der Kreis der Wanderung geschlossen und das Wanderjahr 2015 beendet. Auch war man so rechtzeitig zurück, dass noch Gelegenheit bestand, die Läuferinnen und Läufer des Silvesterlaufs anzufeuern.

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