Ums Bühlertal

Um diese Wanderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchzuführen, wären für Hin- und Rückfahrt ca. 5 Stunden Reisezeit erforderlich, bei einer reinen Gehzeit von ca. 4¼ Stunden. Um einen Reisebus mieten zu können reichte die Anzahl der Interessenten nicht aus. Deshalb wurde etwas Neues ausprobiert und die Wanderung mit einem Kleinbus mit Selbstfahrer angeboten.

Mit dem Bus reduzierte sich die Fahrtzeit auf 1½ Stunden und der Ausgangspunkt, der Wanderparkplatz Gertelsbacher Wasserfälle im Ortsteil Obertal, konnte direkt angefahren werden. Nach dem Anlegen der Wanderschuhe konnte es losgehen. Über einen erst kürzlich neu angelegten Wanderweg führte die Strecke idyllisch den Wiedenbach entlang zum Anfang des Gertelsbach.

Der Gertelbach, dessen Schlucht zu den malerischsten und wildromantischsten Schluchten des Mittleren Schwarzwalds gehört, entspringt in einem Quellhorizont zwischen dem unteren Buntsandstein und dem Bühlertal-Granit, wenig westlich der Schwarzwaldhochstraße und mündet ca. 2,5 km weiter in den Wiedenbach. Auf dieser relativ kurzen Strecke muss der Gertelbach ein Gefälle von 350 m überwinden. Besonders steil ist sein unteres Drittel, etwa zwischen Schwellmannsbrücke und Mündung, wo er auf einer Strecke von knapp über einem Kilometer über 250 Höhenmeter herabfällt. Der Gertelbach stürzt über mehrstufige Wasserfälle talwärts, wobei die einzelnen Fallstufen bis 7 m hoch sein können. Die steilsten Seitenwände der Schlucht sind mit großen gerundeten Blöcken aus dem hier anstehenden Bühlertalgranit überdeckt, die allerdings von den Baumwurzeln festgehalten werden. Die Schlucht weist eine wechselnde Breite von nur 5 m bis 20 m auf, zur Mündung weitet sie sich auf rund 40 m. Die Gertelbachschlucht ist als Naturdenkmal geschützt.

Dieser folgte nun die Gruppe aufwärts, über Stege immer wieder die Seite wechselnd. Das beruhigende Plätschern des Wassers war ihr ständiger Begleiter. Durch die Baumwipfel einfallende Sonnenstrahlen erzeugten immer wieder ein beeindruckendes Lichtspiel. Der Wasserlauf erzeugte über viele Jahre hinweg Rinnen in den Felsblöcken, kleinere Kaskaden in denen das Wasser über mehrere Meter herabstürzte und dazwischen Becken, in denen es sich wieder beruhigen konnte. Bald war der Rossgumpen erreicht. Dieser diente einst als Tränke für die Holzrückpferde. Weiter aufwärts führte der Pfad jetzt abwechslungsreich den Wasserlauf entlang über Stufen, Stege und eine kleine Hängebrücke. Der Weg durch die Schlucht endet schließlich bei der Schwellmannsbrücke, deren Namen auf die Flößerei vergangener Jahrhunderte zurückgeht, als der Wiedenbach und seine Nebenbäche aufgestaut wurden, um im entscheidenden Augenblick für die Scheitholzflößerei genügend Wasser (Schwall) zur Verfügung zu haben. Von dieser führte nun der weitere Weg über Naturpfade vor zum Wiedenfelsen, einer aus Granit bestehenden Felsformation auf knapp 700 m Höhe an der L 83 zwischen Sand und Bühlertal. Der Wiedenfelsen besteht aus zwei ca. 30 m aus der Umgebung heraus ragenden Felsen. Hier wurde eine erste Rast eingelegt, wobei nicht nur das mitgebrachte Vesper, sondern auch ein herrlicher Ausblick über das Bühlertal und die Vorgebirgslandschaft bis weit ins Rheintal hinaus genossen werden konnte. Gestärkt ging es nun weiter auf der L 83 hoch zur Schwarzwaldhochstraße, dabei lag auf der gegenüber liegenden Talseite das Hotel Bühlerhöhe majestätisch im Blick. Das einst renommierte Hotel fristet heute ein kümmerliches Dasein und hofft wieder aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen. Im OT-Sand war in einem Ausflugslokal eine kurze Zwischeneinkehr geplant, leider musste diese wegen nicht vorhandenem Getränkeangebot ausfallen! So entschloss sich die Gruppe weiterzuwandern. Auf dem Wilhelminenweg, der etwas unterhalb der Schwarzwaldhochstraße verläuft, wanderte die Gruppe zum Marienfelsen am Oberen Plättig, von dem sich wieder ein weiter Blick in die Landschaft bot. Auf diesem thront weithin sichtbar die Kapelle „Maria Frieden“, der ein Besuch abgestattet wurde. Vor dem Treppenaufgang kommt man an der mächtigen Figur des Engels Gabriel vorbei. Die Kapelle wird auch als „Adenauerkapelle“ bezeichnet, da sie auf Anregung des ersten Bundeskanzlers dort errichtet und von seinem Sohn Monsignore Dr. Paul Adenauer eingesegnet wurde. Von der Kapelle führte nun ein Pfad mit alpinem Charakter unterhalb des Eulensteins an mächtigen Felsformationen vorbei zur Herta-Hütte. Die Felsformationen, sogenannte Wollsäcke, haben ihren Name davon, dass kantengerundete Gesteinsblöcke wie Kissen, Matratzen oder eben wie Wollsäcke übereinandergestapelt liegen. Die Wollsackverwitterung ist eine besondere Erscheinungsform der Verwitterung von Gesteinen durch das Zusammenwirken von physikalischen und chemischen Prozessen. Von der wie ein Adlerhorst auf 756 m liegenden Herta-Hütte auf dem Falkenfels bot sich ein faszinierender Blick ins Bühlertal, in die Rheinebene und in Richtung der Schwarzwaldhochstraße.

Von hier ging es nun hinab zur Kohlbergwiese zur Schlusseinkehr. Der Name weist auf eine Köhlerei hin, die hier einmal betrieben wurde. In einem dort gelegen Ausflugslokal ließ es sich die Gruppe bei herrlichem Sonnenschein und bester Bewirtung gut gehen. Bei netter Unterhaltung und dem Austausch von weiteren Wandermöglichkeiten mit dem Wirt verging die Zeit allzu schnell. Nun stand noch ein Abstieg von 3 Kilometern zum Ausgangspunkt der Wanderung an. Auf einem steilen Bereich einer alten Verbindungsstraße waren in dem Granitfelsen noch deutlich Schleifspuren von Fuhrgespannen zu erkennen. Beim weiteren Abstieg gab sich ein Blick frei auf die vielen an den Berghängen verteilten zu Bühlertal gehörenden Gehöften und kleinen Dörfern. Bald war der Ausgangspunkt erreicht.

Nun ging es mit dem Bus wieder zurück. Auf der Fahrt kreisten die Gespräche über die vielen Eindrücke, die das einzigartige Wandererlebnis bot. Mit zunehmender Fahrtdauer wurde es dann etwas ruhiger. In Bietigheim angekommen dankte die Gruppe dem Wanderführer für den gelungenen Wandertag und dafür die Gruppe sicher ans Ziel und wieder nach Hause gebracht zu haben.