Eine 19köpfige Wandergruppe traf sich am Bahnhof Bietigheim. Mit S-Bahn und Bus ging es zum Ausgangspunkt der Wanderung Schmidhausen. Der Ort wurde vermutlich als eine fränkische Waldrodungssiedlung auf Veranlassung des fränkischen Königshofes in Ilsfeld gegründet. Die weiteren Orte aufwärts im Schmidbachtal entstanden durch Rodungskolonisation. Diese war bereits vor der Jahrtausendwende abgeschlossen, womit die Orte im Schmidbachtal älter sind als der heutige Hauptort Beilstein, der sich als Burgweiler erst im 12./13. Jahrhundert entwickelte.
Die Wanderstrecke führte an der ehemaligen mächtigen Mühle vorbei und folgte dem idyllischen Schmidbach aufwärts. An einem Barfußpfad hielt die Gruppe kurz inne, von hier war der Verlauf des ehemaligen Mühlkanals durch den Bewuchs von Schilf und Erlen noch deutlich zu erkennen. Außerdem ergab sich die Gelegenheit die Gruppe auf den an am selben Tag stattfindenden „Earth Day“ hinzuweisen. Dieses Jahr lautet das Earth Day-Motto: „Nachhaltige Mobilität hat Zukunft – Tempo für die lebenswerte Verkehrswende“. Zu diesem Thema haben wir Wanderer ja einiges beizutragen – oder fällt uns eine Co2-neutralere, umweltschonendere und schönere Fortbewegungsart als das Wandern ein?
Bald war die um 1730 errichtete Alte Kelter Jettenbachs erreicht. Ein Zufall ergab, dass sich die Gruppe auch im Innern umschauen konnte. Nach dieser wurde der Schmidbach verlassen und der Weg führte nun steil bergan, an Weinbergen vorbei, nach Gagernberg. Der Weiler teilt im Wesentlichen die Geschichte von Schmidhausen. Im 16. Jahrhundert gab es vier Lehen im Weiler, die sich insgesamt rund 110 Morgen Fläche teilten. Äcker bildeten dabei mit 43 Morgen den größten Anteil, gefolgt von Wiesen und Wald. 1753 gab es in dem Ort fünf Herdstellen. 1865 war mit 61 Einwohnern ein Höchststand erreicht, heute leben dort noch 30 Personen. Ein Auszug aus der Chronik des Oberamtes Marbachs um etwa 1700 offenbart folgendes: „Die Einwohner sind im allgemeinen gesunde, gutmüthige, fleißige Leute, bei denen man mehr heiteren Sinn findet, als bei den Bewohnern des Flachlandes“.
Das nächste Ziel war der Annasee, welcher von der höhergelegenen Waldkuppe Tauzenbühl gespeist wird. Im Jahr 1901 bezog die Brauerei Cluss ihr Eis aus dem See. Hier wurde Rast gehalten, welche von einem Froschkonzert begleitet wurde. Gestärkt marschierte die Gruppe nun weiter durch die Weinberge am Steinberg, über den Fohlenberg zum Wartkopf, einem herrlichen Aussichtspunkt über der Burg Hohenbeilstein. Es bot sich ein weiter Blick in die Landschaft: Zur Burg Lichtenberg, über Marbach hinweg zur Filderebene mit dem Fernsehturm, zum Hohenasperg, dem Stromberg- und Heuchelberggebiet, direkt davor der Forstberg und Wunnenstein und bis ins Heilbronner Becken. Eine Tafel bot viele Informationen über den Landgraben, eine Sicherungsanlage der Grafschaft Württemberg mit der unter Graf Ulrich V. 1456 begonnen wurde.
Der Weg führte nun wieder durch Weinberge hinab zur Burg Hohenbeilstein, deren Ursprünge im 11. Jahrhundert liegen, die ältesten heute noch sichtbaren Bestandteile stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Burg wurde mehrfach belagert und zerstört, unter anderem durch aufrührerische Bauern 1525 und im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch die Franzosen. Die Burg besteht heute aus dem so genannten „Langhans“, einem 28 Meter hohen, fünfeckigen Bergfried, einer 2,5 Meter dicken Schildmauer sowie mehreren Nebengebäuden im Bereich der Vorburg, die heute als Falknerei und Gaststätte genutzt werden.
In der Burggaststätte ließ die Gruppe nun bei einer Schlusseinkehr den Wandertag bei Speis und Trank und unterhaltsamen Gesprächen ausklingen. Zum Abschluss stand nur noch ein kleiner Fußmarsch hinab zur Bushaltestelle nach Beilstein an. Mit Bus und Bahn ging es wieder nach Hause und ein erlebnisreicher und schöner Wandertag nahm sein Ende.