Von der Lein an die Elsenz

Letztes Jahr war der Schwäbische Albverein Bietigheim von Schluchtern nach Schwaigern im Leintal unterwegs. Dieses Jahr war der Ausgangspunkt Stetten a. H., ein Dorf mit ca. 2000 Einwohnern. Die erste urkundliche Erwähnung wird im 9. Jh. im Hirsauer Codex nachgewiesen. Im hohen Mittelalter gab es mit den Herren von Stetten einen Ortsadel. Im späten Mittelalter hatten verschiedene niedere Adelsfamilien, darunter insbesondere die Herren von Gemmingen, die Herren von Neipperg, die Grafen von Vaihingen und die Wunnensteiner Besitz in Stetten. Während des Dreißigjährigen Kriegs war der Ort 1643/44 zeitweise entvölkert. Der Ort war bis an die Schwelle zum 20. Jh. ein fast rein landwirtschaftlich geprägter Flecken, neben Ackerbau war auch Weinbau und Waldwirtschaft vorherrschend.

Kaum hatte die Wandergruppe den langgezogenen Ort Richtung Eppingen verlassen, setzte der erste von mehreren kurzen Regenschauern ein, ein wahrer Segen für die Natur. Die Wandergruppe erreichte nun den Hartwald mit seinem frischen Grün und dem vielstimmigen Konzert der Singvögel. Frisch gestärkt steuerten die Teilnehmer den Kraichgaublick an. Unter ihnen lag ausgebreitet Eppingen, dahinter sollte bei guter Sicht der Königsstuhl bei Heidelberg sowie der Katzenbuckel im Odenwald zu sehen sein, was aber an diesem Tag nicht möglich war. Es folgte ein steiler Abstieg, der der Gruppe die volle Konzentration abverlangte. Bald war das Ziel – die Fachwerkstadt Eppingen – erreicht. Die Lage im fruchtbaren, klimatisch begünstigten Altsiedelland des Kraichgaus lassen auf eine frühe Entstehung während der alemannischen Landnahme im 3. oder 4. Jh. schließen. Vermutlich bereits 1192 wurde die Stadt von Kaiser Heinrich VI. zusammen mit Sinsheim, Ettlingen, Durlach und Waibstadt zur Stadt erhoben. Seinen Aufstieg zur Reichsstadt verdankte Eppingen vor allem seiner Lage an der alten Reichsstraße von Nürnberg über Heilbronn und Durlach nach Hagenau, die die staufischen Besitzungen verband. Im 15. und 16. Jh. erlebte die Stadt eine zweite kulturelle und wirtschaftliche Blüte. Nach 1500 erweiterte sich Eppingen nach Westen und sicherte sich die Vorstadt mit wehrhaften Mauern. Das 17. Jh. brachte mit seinen zahlreichen Kriegen viel Elend und Not. Feindliche Truppen besetzten im Dreißigjährigen Krieg wiederholt die Stadt und richteten erheblichen Schaden an. Ab 1693 lag das Hauptquartier der Reichstruppen unter dem Befehl des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dem „Türkenlouis“, zwischen Eppingen und Stebbach. Um das Hinterland vor weiteren Zerstörungen zu schützen, ließ der Markgraf 1695–1697 die „Eppinger Linien“ errichten, eine Verteidigungslinie, die sich von Pforzheim über Eppingen bis nach Neckargemünd erstreckte und deren Überreste noch heute im Hartwald zu finden sind. Die Kreis- und die Kommunalreform 1972 markieren einen tiefen Einschnitt in die Entwicklung der Stadt nach 1945. Im Zuge der Kreisreform wurde Eppingen mit anderen Gemeinden im Süden des aufgelösten Landkreises Sinsheim dem Landkreis Heilbronn und dem Regierungspräsidium Stuttgart zugeordnet. Mit rund 120 freigelegten Fachwerkhäusern aus verschiedenen Epochen besitzt Eppingen in seiner Altstadt einen Reichtum an diesem Haustyp, wie wir ihn sonst nirgends zwischen Rhein und Neckar, Schwarzwald und Odenwald finden. Fast jede Gemeinde oder Stadt hat einen Necknamen, so auch Eppingen: Der Mond scheint unheimlich in eine alte Scheune und ein Anwohner ruft die Feuerwehr, weil er meint, es brenne lichterloh. Als die Feuerwehrleute mit ihren Wasserschläuchen anrücken und die Scheune betreten, ist da nichts, was man löschen könnte – nur der Vollmond. Seither sind die Eppinger die „Mondschbritzer“.

Beim Rundgang durch die sehenswerte Altstadt erläuterte der Wanderführer eine kleine Auswahl der Fachwerkhäuser: Das prachtvolle Baumann’sche Haus machte den Anfang, weiter zum Bäckerhaus, Alte Universität, Pfeifferturm, Marktplatz mit Rathaus und „Alte Post“ sowie die katholische Stadtkirche „Unsere Liebe Frau“. Eppingen zählt erstmals in seiner Geschichte mehr als 22.000 Einwohner mit insgesamt 7 Stadtteilen. Mit einer wohlverdienten Einkehr und dem Dank an die Wanderführer neigte sich ein schöner Wandertag dem Ende zu.