Winterwanderung

Mit dem Zug und Bus fuhr eine Gruppe des Schwäbischen Albvereins Bietigheim nach Bargau, dem Ausgangspunkt der Wanderung. Aus einer direkt bei der Bushaltestelle gelegenen Bäckerei holte der Wanderführer „Briegel“, ein für den Altkreis Schwäbisch Gmünd typisches Gebäck, und verteilte davon Kostproben an seine Mitwanderer, damit diese die Ostalb nicht nur erwandern, sondern auch schmecken konnten.

Nach diesem Geschmackserlebnis marschierte die Gruppe los, hoch zum Beurener Kreuz, einer Passhöhe zwischen Weiler in den Bergen und Heubach. Während am Ausgangspunkt kein Schnee mehr lag, nahm die Schneehöhe jedoch je höher die Gruppe kam zu, der erste Anstieg von 200 Höhenmetern war geschafft. Von hier bot sich nun ein weiter Blick hin zu den „Drei Kaiserbergen“ Stuifen, Rechberg und Hohenstaufen.

Nochmals 40 Höhenmeter mussten von dort zur Zwischeneinkehr im Naturfreundehaus auf dem Himmelreich zurückgelegt werden. Der Ursprung der Naturfreundebewegung ging 1895 von Wien aus. 1911 bildete sich in Schwäbisch Gmünd eine Ortsgruppe, die unter großen zeitlichen und finanziellen Opfern 1920 dieses Haus erstellte, welches den Mitgliedern als Rückzugsort und Wanderheim diente. Das Haus wird von Mitgliedern ehrenamtlich betreut. Es ist 14tägig am Wochenende sowie stets am 1. Mittwoch des Monats, am sogenannten „Rentnertag“, geöffnet. Hier ließ es sich die Gruppe bei Kaffee und Kuchen gut gehen.

Über den HW1 führte der Weg wieder abwärts zum Beurener Kreuz und auf der gegenüber liegenden Seite nochmals 115 Höhenmeter, dem steilsten Anstieg der Wanderstrecke, aufwärts zum Bargauer Kreuz. Auf diesem Wegstück lag jetzt eine geschlossene Schneedecke, was das Gehen doch etwas schwieriger gestaltete. Oben angelangt wurde eine Verschnaufpause eingelegt, bevor es in leichtem Auf und Ab über den Gmünder Weg in Richtung Rosenstein weiterging. Der Namen dieses Weges leitet sich davon ab, dass er schon in früheren Zeiten ein beliebter Weg von Schwäbisch Gmünd hin zum Rosenstein war.

Auf dem Rechberger Buch war mit 767 m der höchste Punkt der Wanderung erreicht. Bei tiefblauem Himmel und herrlichem Sonnenschein erschien der verschneite Wanderweg in gleißendem Licht. Auf der Höhe, am Abstieg zur Teufelsklinge, wurde nochmals Halt gemacht, und die Gruppe erhielt einige Informationen. In die Teufelsklinge ergießt sich aus einem „Bröller“, so werden auf der Schwäbischen Alb Karstquellen genannt, die nur während der Schneeschmelze oder Starkregen Wasser führen, Wasser in die Teufelsklinge. In einer Ortsbeschreibung Heubachs von 1870 heißt es zur Teufelsklinge u.a.: „…ein Quell aus tiefem Kessel in starkem Bogen hervorbricht und einen weithin stäubenden Wasserfall bildet; – ein schauerlich öder, verlassener, trauriger Ort, in den die Sonne nur selten hinabscheint.“

Bald darauf wurde die L1162, welche von Heubach nach Bartolomä führt, erreicht. Nochmal musste ein Anstieg von 50 Höhenmetern auf den Uzenberg zurückgelegt werden, bevor es nun wieder kontinuierlich abwärts ging. Ein kurzer Abzweig führte die Gruppe zur Albvereinshütte und dem Fernsehturm auf dem Glasenberg. Beide Anhöhen gehören zum Rosensteinmassiv. Der Rosenstein ist ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet. Insgesamt sind am Rosenstein über 40 Höhlen bekannt, herauszuheben sind dabei die Große Scheuer, die Dreieingangshöhle, die Pliksburggrotten und das Finstere Loch. Diese Höhlen sind zumindest im Sommer größtenteils frei begehbar. Infolge seiner exponierten Lage als Vorsprung des Albtraufs hat der Rosenstein von jeher große strategische Bedeutung, was die Siedlungsgeschichte eindrucksvoll belegt. Während der vorrömischen Eisenzeit wurde auf dem Rosenstein-Massiv eine mehrteilige Befestigungsanlage errichtet. Sie ist seit 2016 Gegenstand archäologischer Untersuchungen.

Nun wurde die auf ihm befindliche Waldschenke zur Schlusseinkehr angestrebt. Bei Speis und Trank und netter Unterhaltung verging die Zeit bis zum Abstieg nach Heubach allzu schnell. Beim Abstieg wurde der vorspringende, oberhalb der Ruine liegende Lärmfels aufgesucht. Dies ist ein exponierter Aussichtspunkt mit Orientierungstafel. Bei klarer Sicht reicht der Blick von hier über den Fernsehturm von Stuttgart hinaus bis zum Nordschwarzwald. Über einen 1892 vom Schwäbischen Albverein errichteten gusseisernen Steg, der an Stelle der ehemaligen Zugbrücke gebaut wurde, erreichte die Gruppe die Ruine der ehemaligen Burg.

Als Burgherr wurde 1282/83 in einer Schenkungsurkunde des Grafen Ludwig V. von Oettingen erstmals ein Hainricus de Rosenstein“ genannt, der derselben Adelsfamilie zuzurechnen ist. Somit ist diese Urkunde die erste schriftliche Erwähnung der Burg. Die Burgherren standen erwiesenermaßen in Lehensabhängigkeit zu den Grafen von Öttingen. Spätestens 1360 wurden die Burg Rosenstein und das zu diesem Zeitpunkt erstmals als Stadt ausgewiesene Heubach an Württemberg verpfändet. Nach einer Niederlage 1360 vor Schorndorf musste Eberhard II. von Württemberg aber diese Pfandschaft an Kaiser Karl IV. abtreten. 1377 jedoch wurden die Burg Rosenstein sowie die Lauterburg und die Städte Aalen und Heubach für 20.000 Gulden wieder an Württemberg zurück verpfändet. 1480 veräußerte Graf Eberhard der Jüngere Heubach und den Rosenstein an die Brüder von Wöllwarth unter dem Vorbehalt des Wiedererwerbs. Der Erbe Georg VII. verließ schließlich schon vor 1524 die Burg als Wohnsitz und baute in der Stadt ein „Adenlich Haus“, das heute noch existierende Schloss Heubach. Die Burg verfiel in der Folgezeit rasch, die Mauern und Gebäudereste dienten den Einwohnern von Heubach als Steinbruch. In der Gmünder Pürschkarte von 1572 ist die Burg bereits als Ruine dargestellt. Lediglich die Westwand des Palas blieb bis in die heutige Zeit erhalten.

Über die Westflanke führte nun ein steiler Abstieg, begleitet von der Abendsonne, hinab nach Heubach. Fast punktgenau zur Abfahrtszeit wurde die Bushaltestelle am Marktplatz erreicht. Es reichte noch zur Besichtigung der Skulptur des Mondstupflers. Der Neckname der Heubacher lautet „Mondstupfler“. Dies geht auf eine alte Sage der Stadt Heubach zurück, wonach die Einwohner vor vielen Jahren bei Nacht auf den Rosenstein stiegen, um den Mond mit langen Stangen vom Himmel zu holen.

Der Bus brachte die Gruppe nach Mögglingen, von wo es mit der Bahn zurück nach Bietigheim ging. Wieder zu Hause angekommen war die Gruppe einhellig der Meinung, einen schönen und erlebnisreichen Wandertag verbracht zu haben.