Trotz des Temperatursturzes von ca. 15 Grad trafen sich am ersten Maiwochenende 18 Wander- und Stuttgartinteressierte, um mit der Bietigheimer Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins die Grüne Seite Stuttgarts kennen zu lernen. In Stuttgarts Mitte angekommen, ging man die Sonnenbergstraße aufwärts und erfuhr Interessantes über die dort vorherrschende Architektur. Mit ihren phantasievoll gestalteten Stadthäusern und Villen aus der Zeit des Jugendstils und des Historismus gilt sie als kleines Paradies für Altbaufans. Dann folgte der erste, recht steile Anstieg durch den Waldweg Dobelsträßle mit Ausblicken auf den Killesberg und den Fernmeldeturm. Schon bald befand man sich im Wald, umgeben von wohltuender Stille und Vogelgezwitscher. Dort erhielt man interessante Informationen über die Bedeutung des Waldes und die mehr als 5.000 ha Wald auf Stuttgarter Gemarkung.
Weiter ging es bergauf bis zum Stadtteil Frauenkopf, wo man neben exklusiven Villen und gepflegten Gärten auch ein Zwergenparadies bewundern konnte. Am Beginn eines alten Eseltriebwegs konnte man hunderte Zwerge, Buddhas, Märchenfiguren und andere phantasievolle Kreaturen bewundern, die in Burgen, Schlössern und kleinen Häuschen ihr eigenes Leben führen. Nach diesem lohnenswerten Abstecher ging es viele Staffeln, Sträßchen und Waldwege auf- oder abwärts, durch den Stadtteil Buchwald und dann für längere Zeit weiter auf einem alten Weinbergweg mit herrlichen Ausblicken. Nach einer Rast bei der Kleingartenanlage Raichberg führte der Weg durch das idyllische Froschbeißertälchen und durch eine schön gelegene Wohngegend, die in den 1930er Jahren in den aufgegebenen Gaisburger Weinbergen entstanden ist. Konnte man anfangs den Ausblick auf Gaisburg, Ostheim und das Neckartal genießen, erinnerten im weiteren Wegverlauf die zahlreichen Industriekomplexe daran, dass Stuttgart auch ein wichtiger Industriestandort ist.
Weiter ging es Richtung Wangen und nach einem steilen Anstieg auf die Aussichtsanlage Staibhöhe, wo man Erstaunliches über die Stuttgarter Grünanlagen erfuhr. Wer hätte gedacht, dass in den 22 städtischen Gewächshäusern im Fasanenhof jährlich 650.000 Pflanzen für ca. 600 ha Grünanlagen produziert werden und man sich um 100.000 Bäume auf öffentlichen Grundstücken kümmern muss? Der nächste aussichtsreiche Höhepunkt der Wanderung war die Schillerlinde, gepflanzt am 12. Mail 1905 anlässlich des 100sten Todestag von Friedrich Schiller. Eine weitere Besonderheit der Wangener Höhe ist das Wandelparadies. Dieses Gebiet beherbergt vielfältige Lebensräume wie Terrassenweinberge, Gärten, Trockenmauern, Brachen, Obstbaumwiesen und Hecken und wird von einem dichten Netz aus Wegen, Staffeln und sog. Wandeln durchzogen. Wandel heißen die alten Wege der Wengerter, die früher zur Erschließung und Bewirtschaftung der Weingärten angelegt wurden. Man folgte dem sog. Grenzwandel mit seinen teilweise über 400 Jahre alten Grenzsteinen, der einst die Grenze zwischen Wangen, Rohracker und Hedelfingen bildete. Inmitten von traditionellen Weinbergen, mit teilweise schon im Mittelalter aufgeschichteten Mauern, erfuhr man von der Entwicklung des Terrassenweinbaus zur Rebflurbereinigung und vom Weinbau in Stuttgart. Immerhin sind gut zwei Prozent der Gemarkung Rebfläche, welche von ca. 500 Betrieben, meist im Nebenerwerb, bewirtschaftet werden. Dann ging es bergab nach Hedelfingen und mit einer gemütlichen Schlusseinkehr endete eine sehr abwechslungsreiche und informative Wanderung.