Besuch des internationalen Guggenmusik-Treffens in Schwäbisch Gmünd
Zum 35. Mal stand am 3. und 4. Februar die Guggenmusikhochburg Schwäbisch Gmünd wieder ganz im Zeichen der Schrägtonmusik. 20 Guggenkapellen mit über 800 Musikerinnen und Musikern aus der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, Österreich und Deutschland kamen an diesem Wochenende in die älteste Stauferstadt, die nicht umsonst das Mekka der Guggenmusik genannt wird. Jahr für Jahr lockt dieses Spektakel aus nah und fern Zehntausende von Besuchern an, diesmal auch eine 22köpfige Gruppe des Schwäbischen Albvereins Bietigheim.
Die Bahn brachte die Gruppe nach Schwäbisch Gmünd, wo zunächst ein kleiner Spaziergang unternommen wurde. Dieser führte über das ehemalige Gartenschaugelände von 2014. Durch eine neugeschaffene Brückenlandschaft wurde erreicht, dass Fußgänger vom Bahnhof aus, frei von Verkehrslärm, auf direktem Wege in die Innenstadt gelangen können. Die umgestalteten Fluss- und Bachläufe an Rems und Josefsbach wurden hierdurch zu erlebbaren und attraktiven Plätzen innerstädtischer Erholung.
Der Josefesbach floss vor dem Ausbau der Stadt im 14. und 15. Jahrhundert quer durch die Altstadt. Er wurde dann als „Graben“ von den Festungsbauern verlegt, um als Hindernis vor der Stadtmauer zu dienen. Seine Renaturierung zur Gartenschau, lies ihn zu einem wichtigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere werden. Ihm folgte die Gruppe nun bis zur Karl-Olga-Brücke. Diese wurde 1904 erbaut um den „Graben“ zu überbrücken, damit sich die Stadt weiter nach Westen ausdehnen konnte. In dankbarer Erinnerung an das württembergische, sehr sozial engagierte und beliebte Monarchen-Paar Karl I. und Olga Nikolajewna Romanowa wurde diese Brücke 1904 eingeweiht und auf deren beider Namen getauft. So könnte man diesen Ort durchaus auch als „Brücke der württembergisch-russischen Freundschaft“ benennen.
Weiter führte der Weg nun zum Münsterplatz. Rund um das von der berühmten Baumeisterfamilie Parler errichtete Heilig-Kreuz-Münster ist jeden Mittwoch und Samstag buntes Markttreiben angesagt. Der Mittwochsmarkt ist urkundlich seit dem Jahr 1448 nachweisbar. Im Jahre 1566 erhielt die Stadt das Privileg für die Abhaltung der Samstags- und Mittwochs-Wochenmärkte sowie von Jahrmärkten. Der Gmünder Wochenmarkt nahm 2008 am Wettbewerb „Europas schönster Wochenmarkt“ teil. Der Markt ist mit ca. 50 Ständen bestückt.
Nun strebte die Gruppe zum Marktplatz, wo man gerade noch rechtzeitig eintraf, um mit zu erleben, wie der Narrenbaum unter musikalischer Unterstützung einer Guggenmusik-Gruppe und Anfeuerung der Umstehenden von der örtlichen Feuerwehr aufgestellt wurde. Anschließend teilte sich die Gruppe auf und jeder konnte nun auf eigene Faust das bunte Treiben erleben. Der barocke Marktplatz, der Johannisplatz und die Gassen boten hierzu ein ideales Umfeld.
Am Prediger, einst Dominikanerkloster heute Kulturzentrum, wurden die Gruppen auf einer Bühne vorgestellt und gaben dort ihre schrägen Musikstücke zum Besten, bevor sie sich auf den weiteren Weg durch die Stadt begaben. Die einzelnen Gruppen waren fantasievoll verkleidet und bildeten ein farbenfrohes Spektakel. Nebenbei bot sich den Besuchern die Gelegenheit, das herrliche Refektorium des ehemaligen Klosters zu besichtigen.
Stärken konnte man sich an den vielen Ständen die von Gmünder Vereinen betrieben wurden. Der kulinarische Höhepunkt für einen ehemaligen Gmünder war natürlich „d`r Leberkäsbriegel“. Der Weg zum Bahnhof zur Rückfahrt war begleitet von Guggenmusik. Ein kurzer Abstecher führte noch über den Stadtgarten mit seinem Geigerbrunnen und dem herrlichen Rokokoschlösschen, bevor es mit dem Zug wieder nach Hause ging. Für die Teilnehmer ging ein erlebnisreicher, aber ein etwas anderer, als sonst üblicher Wandertag zu Ende.