Ein Teil der Gruppe fuhr mit S-Bahn und Bus nach Stetten. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Stetten erstmals urkundlich erwähnt, als die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg einen Hof an das Kloster Heiligenkreuztal verkauften. Die historische Glockenkelter war Ausgangspunkt der Wanderung. Das erste Gebäude aus dem 15. Jh. wurde 1785 durch einen Neubau mit freitragendem Dachstuhl ersetzt. Der Schlussstein über einem der Zugänge trägt die Jahreszahl 1786 und die Inschrift „C. H. Z. W.“ für „Carl Herzog zu Wirtemberg“. Der Weg führte nun durch den Ort, an vielen Fachwerkgebäuden mit herrlichen Kellerhalsportalen vorbei, hoch zur Yburg.
Diese wurde um 1300 oberhalb des Tales als reine Wohnburg von den Herren von Yberg in den Hang hinein errichtet. Anfangs trug sie den Namen Eibenberg, der über Yberg zu Yburg mutierte. Da die Burg keinen eigenen Brunnen besaß, musste das Wasser über die Burgsteige vom Tal herauf getragen werden. Dies war auch der Grund, warum sie dann im 14. Jahrhundert unten im Ort ein Schloss errichten ließen und ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlegten. Die von Weinbergen umgebene ehemalige Wohnburg wurde um 1760 bis auf die vier Außenmauern abgebrochen. Der Stettener Weinweg führt rund um die Burg, durch die Weinberglagen Lindhälder, Brotwasser und Pulvermächer und bietet die Möglichkeit, sich über die verschiedenen Sorten und ihren Anbau zu informieren. Die Lage „Brotwasser“ unterhalb Burg verdankt ihren Namen einer in Stetten residierenden Hofdame, die ihr Brot statt in Wasser heimlich in Wein tauchte. Seit 2011 sind bei der Yburg 16 Skulpturen von Professor Karl Ulrich Nuss aufgestellt.
Durch Rebflächen führte der Weg über den Aussichtspunkt 7 Linden weiter nach Lobenrot, wo die zweite Gruppe erwartet wurde, die von Esslingen mit dem Bus hier ankam. Gemeinsam ging es nun weiter über Wiesenwege zu der Skulpturenallee „Pfad der Paare“, die ebenfalls von Professor Karl Ulrich Nuss initiiert wurde. Neben den Skulpturen begeisterte auch die Aussicht hinunter auf Strümpfelbach und darüber hinaus ins Remstal. Durch eine Kirschenanlage ging es nun hinab nach Strümpfelbach.
Wer an Strümpfelbach denkt, dem kommen zwei Aspekte in den Sinn, die den Ort bis heute prägen: Die romantische Lage zwischen Weinbergen und die zahlreichen prächtigen Fachwerkhäuser. Beides steht in engem Zusammenhang, wurden doch die meisten Fachwerkhäuser von Weingärtnern erbaut, die ihren damaligen Wohlstand durch diese stattlichen Gebäude mit ihren charakteristischen Kellerhalsportalen zum Ausdruck brachten. Der Weinbau ist bereits Gegenstand der ersten schriftlichen Erwähnung des Ortes im Jahr 1265, als Weinberge in „Striumphilbach“ an das Kloster Salem geschenkt wurden. Der schon im 13. Jahrhundert erwähnte württembergische Ort wurde wohl vom älteren Endersbach aus gegründet, was sich unter anderem in einer bis ins 16. Jahrhundert gemeinsamen Markung niederschlug. Auch der berühmte, 1793 durch Herzog Carl Eugen von Württemberg geschlichtete Wald- oder Markungsstreit zwischen den beiden Gemeinden, geht auf diese gemeinsamen Ursprünge zurück. Der kirchen- und gemeinderechtliche Aufstieg Strümpfelbachs am Ausgang des Mittelalters, ging mit einer wirtschaftlichen Prosperität einher, die erst vom 30-jährigen Krieg unterbrochen wurde. So stammen auch die meisten der stattlichen Fachwerkhäuser, einschließlich des Rathauses von 1591, aus der Zeit um 1550 bis 1620. Dass kaum ältere Häuser erhalten blieben, liegt nicht zuletzt an den Auseinandersetzungen zwischen Württemberg und den Reichsstädten, insbesondere Esslingen. Dessen Bürger überfielen Strümpfelbach zwei Mal, 1349 und 1449, wobei sie einmal den bereits gekelterten Wein, angeblich 450 000 Liter, vernichteten und 100 Jahre später das ganze Dorf abbrannten.
Als letzter Punkt der Wanderung stand nun das Schaffen der Künstlerfamilie Nuss auf dem Programm. Zwei Ziele könnten diesen Skulpturenpfad umschreiben: Zum einen sicherlich der gemeinsame Wunsch, Freude zu schenken, Freude am Betrachten der Kunstwerke in freier Natur. Aber auch, dass sich alle Künstler ihrem Publikum auf Dauer präsentieren, das ansonsten die ausstellerischen Tätigkeiten nur lückenhaft wahrnimmt. Nun können beim Wandern in freier Natur völlig neue Eindrücke und Einblicke gesammelt werden.
Der Skulpturenrundgang begann am Hauptportal der evangelischen Kirche, das Prof. Karl Ulrich Nuss in den Jahren 1974 und 1975 geschaffen und der Kirchengemeinde gestiftet hat. Es zeigt sechs biblische Motive. Anschließend ging es zum Grundstück der Künstlerfamilie Nuss. Dort konnten im Garten und selbst auf umliegenden Gebäuden viele Werke betrachtet werden. Der weitere Weg durch die Weinberge führte dabei an insgesamt 43 Skulpturen, aus unterschiedlichsten Materialien wie Bronze, Muschelkalk, Granit, Kalkstein, Marmor und Travertin, vorbei. Mehrere dieser Skulpturen orientierten sich an der griechischen Mythologie. Nebenbei konnte stets eine herrliche Aussicht genossen werden, selbst das Windrad beim Husarenhof war gut zu erkennen.
Neben dem Natur- und Kunstgenuss sollte zum Abschluss auch der leibliche Genuss nicht zu kurz kommen. Eine Schlusseinkehr unter freiem Himmel rundete einen mit vielen Eindrücken gespickten Wandertag ab.