Wir folgen dem Planetenweg

Der Schwäbische Albverein Bietigheim lud zu einer Nachmittagswanderung ein, die unter dem Motto „Wir erwandern unser Sonnensystem“ stand. 35 Interessierte fanden sich am Bahnhof ein. Die S-Bahn brachte die Gruppe zum Ausgangspunkt der Wanderung, der Haltestelle Favoritepark bei Eglosheim. Von hier ging es nun zum Planetenweg. „Den Himmel auf die Erde holen und mit Lichtgeschwindigkeit die gewaltigen Dimensionen unseres Sonnensystems begreifbar machen, das gelingt uns mit Hilfe eines Planetenwegs“ Mit dieser Idee von Schülern des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg wurde das Projekt ins Leben gerufen. Mitgewirkt haben dabei Studierende der Pädagogischen Hochschule, welche die Stelen künstlerisch umgesetzt haben und Schüler der Berufsschule Bietigheim fertigten die Gestelle für die Informationstafeln. Die Realisierung übernahmen die Kommunen der Grünen Nachbarschaft. Der Planetenweg ist eine verkleinerte Nachbildung unseres Sonnensystems, bei der Größe und Abstände im Maßstab 1:1 Milliarde dargestellt sind. Dies entspricht 6 km Abstand (6 Milliarden km im Weltall) zwischen Sonne und Pluto sowie 1,39 Meter Durchmesser der Sonne und nur 2 mm des Pluto, welcher sich am Rande des Bietigheimer Forstes befindet. Allerdings wurde diesem 2006 der Status eines Planeten aberkannt, er wurde zum Zwergplaneten Nummer 134340 degradiert.

Die Zeitreise begann an der Sonne. Quasi in Lichtgeschwindigkeit wurde die Strecke bis zum Jupiter, welcher sich vor dem Schloss Monrepos befindet, zurückgelegt. Vorbei kam die Gruppe dabei an Merkur, Venus, Erde und Mars. Die Teilnehmer erhielten dabei jeweils Informationen zu den Planeten selbst sowie zu den Stelen. Hier wurde die Reise durch das All kurz unterbrochen, um zur Kulturgeschichte des Schlosses zu kommen. Schon seit dem 16. Jahrhundert hielten sich die Herzöge Württembergs gerne am Eglosheimer See zur Jagd auf. Herzog Eberhard Ludwig ließ hier 1714 einen kleinen Pavillon errichten. Unter Herzog Carl Eugen wurde das Gelände 1755 umgestaltet und ein rechteckiger See angelegt. Wenige Jahre später beauftragte er seinen Architekten ein barockes Lustschloss zu errichten. Die Bauarbeiten kamen aber bald ins Stocken, da sich der Herzog inzwischen für andere Schlossbauprojekte interessierte. Die halbfertige Anlage fiel in einen Dornröschenschlaf. Erst Herzog Friedrich I. beauftragte seinen Baumeister das Gebäude fertigzustellen und ließ einen Seegarten im englischen Stil anlegen. Im See wurden zwei Inseln aufgeschüttet, auf die eine wurde die Kapelle von Hohenheim verlegt und auf der anderen stand ein Amortempel. Die Kapelle wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombentreffer schwer beschädigt. Zum Seeschloss gehörten eine Meierei und ein großer Tierpark. Seit 1870 war die Domäne verpachtet. Nach und nach entwickelte sich Monrepos zu einem Naherholungsgebiet für den Raum Ludwigsburg. Heute befinden sich hier das Schlosshotel, ein großer Reiterhof und verschiedene Golfplätze. Die Hofkammer des Hauses Württemberg verlegte 1981 das Hofkameralamt Stuttgart und die Weinkellerei vom Alten Schloss in Stuttgart hierher.

Nun ging es zurück auf den Planetenweg. Gleich hinter dem Schloss wurde der Saturn, der zweitgrößte Planet, erreicht. Seine Entfernung zur Sonne beträgt ca. 1.427 Mio. km und seine Umlaufzeit um die Sonne 29,5 Jahre. Über eine Fußgängerbrücke, die in den Wegeverlauf eingeplant war und es somit ermöglicht, den Uranus auf kürzestem Weg zu erreichen, wurde die Autobahn überquert. Kurz vor dem Wilhelmshof wurde der letzte Planet für diesen Tag, der Uranus, erreicht. Seine Entfernung zur Sonne beträgt schon 2.870 Mio. km und seine Umlaufzeit 84 Jahre. Bald darauf kam die Gruppe zur ehemaligen Bahnstrecke Backnang – Bietigheim. Durch den Anschluss an Bietigheim wurde dessen Bahnhof zum zweitgrößten in Württemberg. Auf Grund der strategischen Ost-West Achse dieser Bahnstrecke wurde sie wiederholt im Zweiten Weltkrieg Ziel alliierter Luftangriffe. Im Frühjahr 1945 wurden ein Zug und die Strecke so stark beschädigt, dass ein Betrieb nicht mehr möglich war. Die formale Stilllegung erfolgte 1958.

Kurz vor dem Stadtteil Buch erfolgte noch ein Hinweis auf ein Naturdenkmal, das Geisinger Seele. Hier befand sich vor ca. 180 Jahren in mitten eines Waldgebietes ein See und ein Pavillon ähnlich des Favoritenschlosses, das von fürstlichen Gesellschaften bei Jagden genutzt wurde. Das gesamte Waldgebiet wurde ein Opfer der Eisenbahnstrecke, das Holz wurde für deren Schwellen verwendet.

Jetzt war es nur noch ein kurzes Wegstück durch das Wohngebiet Buch, welches sich in den 50er Jahren rasant durch den Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen und dem damit verbundenen Wohnbedarf entwickelte. Zum Abschluss lies die Gruppe den Tag bei guter Bewirtung und netter Unterhaltung in der Gaststätte des Hockeyclubs ausklingen.

2017-02-05_planetenweg_01 2017-02-05_planetenweg_02 2017-02-05_planetenweg_03 2017-02-05_planetenweg_04