Wir besuchen das Gmünder Münster

Elf Teilnehmer nahmen die Gelegenheit wahr, das Hl. Kreuz Münster in Schwäbisch Gmünd zu besuchen. Während der Zugfahrt erhielten sie einige Informationen über die Stadt selbst: Der Flecken „Gamundias“ wurde im 9. Jahrhundert in einer Urkunde des Klosters St. Denis bei Paris erstmals urkundlich erwähnt. Schwäbisch Gmünd darf sich älteste Stauferstadt nennen, denn im Jahr 1162 besaß das Gemeinwesen bereits Stadtrecht, welches ihm während der Regierungszeit König Konrad III. verliehen wurde. Nach dem Untergang der Staufer gelang es der Stadt, den Status einer Freien Reichsstadt zu erlangen. Im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit wurde die Stadt durch den Zwischenhandel mit Tuchen und Weinen sowie durch die Produktion von Sensen wohlhabend und konnte sich durch Erwerbungen ein kleines Staatsgebiet schaffen. Ab dem 17. Jahrhundert wurde das Gold- und Silberhandwerk die vorherrschende Zunft. In der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte die Stadt noch einmal eine große kulturelle Blüte: Die prunkvolle Ausstattung der Kirchen, die umgebauten Patrizierhäuser sowie der durch den Stadtbaumeister Johann Michael Keller umgestaltete Marktplatz charakterisieren noch heute das spätbarocke Flair der Stadt.

Am Bahnhof in Gmünd angekommen, stand zuerst ein kurzer Spaziergang auf dem Programm. Dieser führte die Gruppe über einen Kreuzweg hoch zu der Wallfahrtskirche St. Salvator auf den Nepperberg, auch Eberstein genannt. Schon vor 1483 befand sich hier eine Kultstätte. In jenem Jahr erwähnte der Ulmer Dominikaner Felix Fabri anlässlich seiner Besichtigung der Jakobshöhle in Jerusalem, dass ihn diese an die ganz ähnliche, aber kleinere Höhle bei Gmünd in Schwaben erinnere. 1616 hinterließ der Priester Heinrich Pfeningmann 200 Gulden zur „Reparierung“ des Ebersteins. Die 1617 begonnene „Reparierung“ wurde zu einem Um- und Ausbau ausgeweitet, wobei die Kirchenräume in den Fels geschlagen wurden. Im August 1618 konnte der Augsburger Weihbischof die beiden Altäre in der Felsenkapelle weihen. Der eine wurde zu Ehren des Erlösers (St. Salvator), der andere zu Ehren des Hl. Johannes und Jakobus geweiht. Von der Kirche aus bot sich ebenfalls ein herrlicher Blick auf die Stadt und die dahinter liegenden Kaiserberge.

Weiter ging es von hier über den Glaubensweg durch das sogenannte Himmelsreich des Landesgartenschaugeländes von 2014, und auf einem Walderlebnispfad durch das Taubental wieder abwärts in Richtung Stadtmitte. Hierbei wurde der Limes überschritten, der auf dem Weg symbolisch dargestellt ist. Über den Marktplatz strebte die Gruppe nun dem eigentlichen Höhepunkt, der Besichtigung des Heilig Kreuz Münsters zu. Es ist die größte Hallenkirche Süddeutschlands. Deren Abmessungen betragen: Höhen gesamt 51 Meter, wobei die Höhe bis zum Dach 22 m, die des Daches 19 m und des Dachreiters 12 m beträgt. Länge gesamt 78 m, wobei 45 m auf das Kirchenschiff und 33 m auf den Chor entfallen. Die Breite des Schiffes ist 24 m, die des Chores 28 m.

Auf dem Münsterplatz wurde die Gruppe von dem Münsterführer, welcher fast 40 Jahre die Tätigkeit des Mesners ausübte und mit der Kirche in- und auswendig vertraut ist, empfangen. Zuerst erfolgte eine Information zur Baugeschichte. Der Bau des heutigen gotischen Münsters erfolgte um den einer früheren romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Das Langhaus wurde um 1325–1341 errichtet, der Chor von 1351–1410, die Einwölbung des Chors erfolgte 1325–1341, die des Langhauses von1504–1521. 1769 erhielt es noch einen barocken Dachreiter. Maßgeblich am Bau beteiligt war die Baumeisterfamilie Parler. Über 80 Jahre nach der Weihe, um 1491, wurde mit der Einwölbung begonnen, wofür die Baumeister Aberlin Jörg und Hans von Urach nach Schwäbisch Gmünd kamen. 1497 ereignete sich die große Katastrophe: In der Karfreitagnacht stürzen beide romanischen Türme ein. Verletzt wurde dabei niemand. Grund für den Einsturz war die Entfernung eines Bogens, der die Türme verband und stützte, jedoch die Sicht in den Chor versperrte. Die Wiederaufbauarbeiten am Münster kamen nur langsam voran. 1507 wurde die Schreyerkapelle an der Stelle des Nordturmes, 1515 die Sakristei an der Stelle des Südturmes fertiggestellt. 1521 konnten vermutlich die letzten Einwölbearbeiten abgeschlossen werden. 1550 wurde die Kanzel und das heutige Chorgestühl eingebaut. 1552 wurde die steinerne Orgelempore von Hans Mautz errichtet. Das hölzerne Orgelprospekt mit zweiter Empore wurde 1688 von Johann Michael Maucher fertiggestellt. Von diesem Zeitpunkt ab gab es im Münster nur noch kleinere bauliche Veränderungen. Die größte stellt 1769 der Neubau des Dachreiters dar.

Nach den Erläuterungen zur Baugeschichte erfolgte nun ein Rundgang ins Innere der Kirche. Beeindruckend waren das herrliche Netzgewölbe, das aus Lindenholz geschnitzte Chorgestühl, die Glasfenster mit verschiedenen Motiven, verschiedene Seitenaltäre wobei der Sebaldusaltar besonders herausragt und die Orgel. Diese ist über die Grenzen der Diözese für ihre klanglichen Möglichkeiten und ihre technische Präzision bekannt und genießt von international bekannten Organisten große Anerkennung. In den 11 Meter hohen Orgelprospekt, der von acht Atlanten getragen wird, wurde eine Orgel mit 56 Registern, drei Manualen, zirka 3800 Pfeifen und einem Pedal eingebaut. Ende der 1990er Jahre wurde sie mit einem Röhrenglockenspiel mit 25 Glockentönen erweitert. Berühmtheit erlangte die Münsterorgel auch durch das Festival Europäische Kirchenmusik, das jährlich in Schwäbisch Gmünd stattfindet. Die Orgel gilt als eines der bedeutendsten Orgeldenkmäler im süddeutschen Raum.

Abschließend folgte noch ein Aufstieg zur Dachbalustrade mit einem Rundgang um das ganze Münster. Von hier bot sich ein ungewohnter Blick auf die Stadt mit seinen Bauten und auf das Umland. Selbst die Wallfahrtskirche auf dem Hohenrechberg war zu sehen. Danach führte ein Abstecher in den Dachstock mit seinem mächtigen Dachgebälk. Zu sehen waren auch zwei Laufräder, die dem Lastenaufzug dienten. Das größere stammt noch aus der Bauzeit, kann aber nicht mehr benutzt werden, während das kleinere, neuere noch voll funktionsfähig ist. Wieder unten angelangt dankte die Gruppe dem Führer für die ausgesprochen detaillierte und lebhafte Führung.

Jetzt war es Zeit auch etwas für das leibliche Wohl zu tun. Bei einer Außenbewirtung auf dem Marktplatz ließ die Gruppe den Tag bei Speis und Trank Revue passieren. Neben den leiblichen Genüssen, kamen außerdem noch sinnliche dazu, für das Auge das barocke Flair des gesamten Platzes, vor allem aber das des Rathauses, von dem auch noch ein Glockenspiel ertönte. Allein im 2. Quartal sind dies 20 verschiedene Melodien.

Jetzt war es nur noch ein kurzer Fußmarsch zum Bahnhof. Zuhause angekommen nahm ein erlebnisreicher erfüllter Wandertag mit vielen neuen Eindrücken sein Ende.