Im Zabergäu

Zu einer Tour vom Kraichgau ins Zabergäu brach eine Gruppe des Albvereins in der zweiten Maihälfte auf. Ausgangspunkt war die Fachwerkstadt Eppingen. Zügigen Schrittes führte der Weg vom Bahnhof an den Stadtrand und anschließend in die wellige Landschaft des Kraichgaus hinaus. Bald tauchte der Bergfried der Ravensburg bei Sulzfeld im Blickfeld auf. Sie zählt zu den bedeutendsten noch erhaltenen Burgen im Kraichgau. Die Wanderer folgten ein Stück dem Lauf des Hellbachs, bevor sie sich weiter südlich Richtung Mühlbach orientierten. Dabei erregte ein frisch bestellter Acker ihre Aufmerksamkeit, der mit kleinen Stöckchen und Silberpapierstreifen markiert war. Nach anfänglichem Rätseln konnte dieser anhand der ebenfalls vorhandenen Sortenbezeichnungen schnell als Kürbisfeld identifiziert werden.

Kurze Zeit später war der Ortseingang von Mühlbach erreicht. Ein behauener Stein weist an dieser Stelle auf den früheren Verlauf der Römerstraße nach Mainz hin. Gleich daneben war an diesem Tag ein Streckenposten der Radetappe der Challenge Heilbronn eingerichtet. Während einer kurzen Pause beobachteten die Wanderer die vorbeiziehenden Radfahrer, die fast durchgehend mit Profiausrüstung unterwegs waren. Da die Hauptstraße wegen der Veranstaltung gesperrt war, herrschte in der Ortsmitte, wo die Gruppe zu einer Führung durch das Steinhauermuseum empfangen wurde, angenehme Ruhe.

Das Museum befindet sich im Untergeschoss des ehemaligen Schulhauses und gibt einen ausführlichen Einblick in die Entwicklung des Sandsteinabbaus in Mühlbach. Die Anfänge liegen bereits in der Römerzeit. Im Mittelalter wurde erneut damit begonnen. Allerdings nur für den Bedarf der näheren Umgebung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgte dann der industrielle Abbau, der Mühlbach eine wirtschaftliche Blütezeit bescherte. Zeitweise waren 90 % der männlichen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter in den Steinbrüchen unweit des Ortes beschäftigt. Schul- und Rathaus sowie zahlreiche weitere stattliche Gebäude aus Sandstein zeugen von dem Wohlstand, der in Mühlbach Einzug hielt. Während der Hochkonjunktur in den Steinbrüchen war der Ruf des Mühlbacher Sandsteins weit verbreitet. Nicht nur in Stuttgart, Pforzheim und Karlsruhe, sondern auch an weiter entfernten Orten wie München oder Basel fand er Verwendung. Leider konnten die Steinbrüche nach dem Ersten Weltkrieg nie mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Von 18 Betrieben, die um 1900 in Mühlbach existierten, sind heute noch zwei übriggeblieben. Anhand verschiedener Werkzeuge und einem nachgebauten Arbeitsunterstand wurde der Gruppe der harte Alltag der Steinhauer und Steinmetze veranschaulicht. Ein für den Steinabbau mindestens genauso wichtiges Handwerk ist das des Schmieds. Er kümmert sich um die Herstellung und Reparatur der Werkzeuge. Bis vor wenigen Jahren war die letzte Mühlbacher Schmiede noch in Betrieb. Am 01.05.2019 wurde darin eine Erweiterung des Steinhauermuseums eröffnet. Als erste Gruppe konnten die Albvereinler zum Abschluss des Rundgangs den früheren Arbeitsplatz des Schmieds in Augenschein nehmen.

Auf dem Sandsteinpfad, an dem verschiedene Steinmetz- und Bildhauerwerke ausgestellt sind, vorbei am ebenfalls aus Sandstein errichteten Wasserbehälter, erreichte die Gruppe nach einem steileren Anstieg die Höhen der Ausläufer des Heuchelbergs, in diesem Bereich „Eppinger Hardt“ genannt. Durch Wald und Felder führte der Weg weiter bis im Tal Zaberfeld vor den Wanderern lag. Nun trennte nur noch ein kurzer Abstieg durch die Weinberge vom Mittagessen, bei dem dieser erkenntnisreiche Wandertag seinen Abschluss fand.