Links und rechts der Donau unterwegs

Über 40 Wanderfreundinnen und Wanderfreunde nahmen an der Buswanderfahrt ins Obere Donautal bei Beuron teil. Bestes Wanderwetter versprach einen schönen Wandertag. Während der Hinfahrt erhielten die Teilnehmer hauptsächlich Informationen zur Geologie. Bei Erreichen der Filderebene, lag das Panorama der Schwäbischen Alb in Sicht. Es bedurfte schon einiger Vorstellungskraft, sich zu vergegenwärtigen, dass der Albtrauf vor etwa 12 Millionen Jahren bis hierher reichte und durch Erosion, Hitze, Kälte, Niederschläge und Wind um ca. 20 km zurückwich. Die Schwäbische Alb misst in der Länge etwa 200 km und in der Breite 40 km, wobei sie in Richtung West-Ost und Nord-Süd abflacht. Die weitere Fahrt führte über die Lochensteige hoch zum Lochenpass, der mit 888 m Höhe eine wichtige Verbindung von Balingen Richtung Bodensee darstellt. Der Lochenpass trennt die Baaralb mit ihren zehn Tausendern, wovon der Lemberg mit 1.015 Meter der höchste ist und der Plettenberg durch seinen 158 m hohen Fernmeldeturm deutlich schon aus der Ferne ausgemacht werden kann, von der Kuppenalb. Im Februar 1848 wurde beschlossen, die Lochensteige auszubauen. Einer der Gründe war das Drängen der Heuberggemeinden: „…auf die bedrängte Lage der Heubergorte, für deren Angehörige die Erschaffung einer Arbeitsgelegenheit für das nächste Frühjahr dringend erforderlich sein würde…“. Dies war eine Reaktion auf die Hungerkrise der Jahre 1846/47 in Württemberg. Der Taglohn für den Ausbau betrug für zehnstündige Arbeit für eine „Weibsperson“ 16 bis 20 Kreuzer und für Männer 24 Kreuzer.

Langsam näherte man sich dem Ziel Naturpark Obere Donau, das je nach Definition etwa 10 bis 20 km lange Gebiet, in dem die Donau die südwestliche Schwäbische Alb durchbricht. Am bekanntesten und landschaftlich schönsten ist das Durchbruchstal im Umkreis des Benedik-tinerstiftes Beuron, wo die durch Erosion freigelegten Felswände aus fossilreichen Kalksteinen des Weißjura beiderseits des Flusses teilweise senkrecht und über 200 Meter hoch sind. Etwa 10 km flussaufwärts von Beuron zwischen Immendingen und Möhringen und bei Fridingen befinden sich die Donauversinkungen, eine unterirdische unvollständige Flussanzapfung der oberen Donau. Hier versinkt das Wasser der Donau an verschiedenen Stellen flächig im Fluss-bett. Der Ausdruck Versinkung wird bevorzugt, weil das Wasser sich nicht im Erdreich verteilt (versickert), sondern in unterirdischen Hohlräumen als gerichteter Strom abfließt. Das von der Versinkung abgezapfte Donauwasser verschwindet in einem Karstwassersystem der Kalk-Formation des Weißen Jura und tritt in verschwammten, liegenden Bankkalken des Weißen Jura im rund zwölf Kilometer entfernten Aachtopf wieder aus. Es fließt sodann als Radolfzeller Aach bei Radolfzell in den Bodensee. Somit fließt ein Teil des Donauwassers auch in den Rhein. Diese geografische Situation ist eine markante Besonderheit der großen Europäischen Wasserscheide, die die Einzugsgebiete der Nordsee und des Schwarzen Meeres trennt. Auf lange Sicht wird die heutige obere Donau wohl vollständig zur Radolfzeller Aach, und damit zum Flusssystem des Rheins hin, umgeleitet.

Von Beuron aus waren drei verschiedene Wanderungen, alle mit dem Ziel Burg Wildenstein, vorgesehen. Eine Tour mit ca. 17 km, die drei kräftige Anstiege und zwei Abstiege mit je 200 Höhenmetern beinhaltete, eine zweite mit ca. 3½ km und eine dritte mit ca. 6 km, auch diese hatten einen Anstieg von 200 Höhenmetern zu bewältigen. Vor dem Kloster wurde zuerst ein Gruppenfoto gemacht, dann trennte man sich. Die beiden Kurzwandergruppen erhielten durch Pater Pirmin zuerst eine Führung durch das Kloster. Seit etwa 1077 lebten in Beuron mehr als 700 Jahre Augustiner Chorherren meist in kleiner Gemeinschaft. 1687 wurde das Chor-herrenstift zur Abtei erhoben. Das war Anlass Kloster und Kirche neu im spätbarocken Stil zu erbauen. Nach der Säkularisierung 1802 mussten die Chorherren das Kloster verlassen. Erst 60 Jahre später ließen zwei Benediktinermönche die Klostergemeinschaft wieder aufleben. Seit den Anfängen steht die Abtei unter dem Schutz des heiligen Martin von Tours und der Muttergottes. Dies findet sich auch in den Deckengemälden wieder. Besonders erwähnenswert ist die Gnadenkapelle, die von den Benediktinern an die Nordwand der Kirche angebaut wurde. Alle Wände der Kapelle sind mit Ornamenten bemalt und zusammen mit den Bildwerken Schöpfungen der Beuroner Kunstschule.

Die Langwanderer zogen sofort los. Zuerst ging es ein Stück links der Donau abwärts, dann aber folgte der erste schweißtreibende Aufstieg über das Hirschental zum Rauhen Stein und weiter zum Eichfelsen. Von beiden Punkten boten sich herrliche Aussichten ins Tal der Donau, auf mächtige 200 Meter steil abfallende Felsformationen und auf das spätere Ziel Burg Wildenstein. Nach einer Pause ging es gestärkt weiter abwärts ins Finstertal, um von dort sofort wieder zum Korbfelsen aufzusteigen. Zur Erholung mussten immer kurze Trinkpausen eingelegt werden. Am Korbfelsen konnte auch ein Wanderfalke bei seinen Flugkünsten beobachtet werden. Das nächste Ziel war das Schloss Werenwag, das auf eine Burg aus dem Hochmittel-alter zurückgeht. Die Herren von Werenwag waren im Spätmittelalter Dienstmannen der Hohen-berger und der Habsburger. Nach dem Schloss führte der Weg nun wieder steil abwärts zur Donau. Von unten gesehen lag die Burg imposant wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung. Rechts der Donau ging es nun zurück, um über die Schlosshalden ein letztes Mal aufzusteigen. Endlich war die Burg Widenstein erreicht. Insbesondere die Außenanlage der Spornburg entspricht noch heute fast unverändert dem Bauzustand von 1554. Sowohl Hauptburg als auch Vorburg stehen auf einem künstlich abgeschrofften Felsen und sind nur über Brücken zugänglich. Seit 1971 dient sie als Jugendherberge. Im Innenhof ließ sich die Gruppe nieder, um sich zu erholen und mit kühlen Getränken zu erfrischen.

Hier trafen sie sich auch mit den beiden anderen Gruppen, welche sich nach dem Klosterbesuch ebenfalls hierher auf den Weg machten. Die erste Gruppe wanderte auf dem Hohenzollernweg zuerst zu der am Donaubogen gelegenen Mauruskapelle. Diese wird der sogenannten Beuroner Kunstschule zugerechnet. Diese Schule nahm christliche, byzantinische und altägyptische Stilelemente auf. Die Kapelle beherbergt stilisierte Fresken in strenger Ordnung und vielfältiger Ornamentik. In der Mauruskapelle und vor allem mit deren Ausmalung zeigte die Beuroner Kunstschule erstmals ihr Programm zur Erneuerung der christlichen Kunst. Nach dem Besuch führte der Weg über den Donausteg und ebenfalls über die Schlosshalde steil über Serpentinen hoch zur Burg. Die zweite Gruppe wanderte auf der rechten Donauseite über die Petershalde zur Petershöhle und unterhalb des mächtigen Paulsfelsen und Altstadtfelsen, die sich beide senkrecht 200 Meter erheben, etwas gemütlicher aufwärts zur Burg. Nach dem Besuch und einer Pause in der Burg schloss sich für beide Gruppen eine Rundwanderung von etwa 3 km an, die an einer Uhu-Aufzuchtstation vorbei über einen Wald-lehrpfad bis kurz vor Leibertingen und von dort an der anderen Hangseite wieder zurück zur Burg führte. Kurz vor der Burg bot sich hier nochmals von einem Felsvorsprung ein Blick auf gegenüberliegende mächtige Felswände.

Nun war es Zeit zur Einkehr im Gasthaus „Steinhaus“ in Hausen. Die Fahrt von der Burg hinab führte durch Felsentore und an mächtigen Felsformationen vorbei. Bei bester Bewirtung und Gesprächen über das Erlebte verging die Zeit allzu schnell. Auf der etwa zweistündigen Rückfahrt merkte man doch an der einkehrenden Ruhe im Bus, dass die Wanderung auch etwas müde gemacht hatte. Wieder in Bietigheim angekommen ging für alle ein erlebnisreicher schöner Wandertag zu Ende. Man ging nicht auseinander ohne den drei Wanderführern für die gelungene Wanderung und Organisation sowie dem Busfahrer für umsichtige und ruhige Fahrt einen Dank auszusprechen.