9. Etappe des Remstal–Höhenwegs von Böbingen nach Schwäbisch Gmünd

Zwanzig Wanderer/innen machten sich bei bestem Wanderwetter vom im oberen Remstal liegenden Böbingen aus auf den Weg. Vor dem Abmarsch erhielt die Gruppe noch einige Hinweise zum Orte selbst, welcher erstmals 1291 in einer Kaufurkunde erwähnt wurde. Die Geschichte des Ortes reicht jedoch viel weiter zurück, der hier verlaufende Limes, ein Römerkastell und Funde alemannischer Gräber sind Hinweise darauf. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges hatte der Ort bedingt durch die Lage an der im Remstal verlaufenden Heerstraße unmittelbar durch Kriegshandlungen schwer zu leiden. Plünderungen, Mord und die Pest führten dazu, dass der Ort vollkommen ausstarb und erst ab Mitte des 16. Jahrhundert von Schwäbisch Gmünd aus wieder besiedelt wurde.

Jetzt mussten zuerst 110 Höhenmeter über teilweise noch verschneite Wege zurückgelegt werden. Auf der Höhe, einem Teil der Welzheimer-Alfdorfer-Liasplatte, die zwischen dem Rems- und dem Leintal liegt, angelangt wurde die Gruppe mit einer herrlichen Sicht auf die Vorberge der Schwäbischen Alb belohnt. Zwischen den Kaiserbergen hindurch konnten selbst die Berge der Alb selbst erkannt werden. Weiter führte der Weg nun über Iggingen, Brainkofen und Lindach nach Mutlangen.

Iggingen wurde unter dem Namen Uchinga erstmals 855 im Lorscher Codex erwähnt. Das Dorf wurde von 1275 bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts von den Herren von Iggingen geführt. Nach dem Tod des Junker Hans zu Uckingen galten seine Nachfahren nicht mehr als adlig und so fiel der Ort an Schwäbisch Gmünd und wurde dessen erstes Reichsdorf. Kurz nach Iggingen auf der Gemarkung von Brainkofen wurde eine herrlich gelegene Sitzgruppe zur Rast genutzt. Zum mitgebrachten Vesper konnte hier noch die Sicht zur Schwäbischen Alb und die wärmende Sonnenstrahlen genutzt werden. In der Nähe Brainkofens wurde ein Faustkeil gefunden, dessen Alter mit ca. 1.000.000 Jahren bestimmt wurde. Auch eiszeitliche Jäger haben in der Zeit von 18.000 bis 4.000 v. Chr. Spuren hinterlassen, später ebenso die Kelten.

Weiter, immer die Drei Kaiserberge im Blick, führte der Weg jetzt nach Lindach. Dessen Ortsgründung geht vermutlich auf eine von den Staufern angelegte Burgsiedlung zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wird 1150 ein Adliger „Tietpret von Linbah“ aus dem Umkreis König Konrad III. Die Besitzverhältnisse des Ortes unterlagen einem häufigen Wechsel. Ein 1515 erfolgter Verkauf des Orts mit Turm und halbem Gericht an Hans Diemar lösten fast dreißigjährige kriegerische Auseinandersetzungen zwischen ihm und der Stadt Schwäbisch Gmünd und dem Kloster Gotteszell aus. Dieser wurde erst 1574 durch Herzog Ludwig zu Gunsten von Diemar entschieden.

Nun führte der Weg zum nächsten geschichtsträchtigen Zwischenziel, der Mutlanger Heide. Diese hatte bis in die jüngste Vergangenheit immer eine militärische Bestimmung. Bereits in der Römerzeit verlief hier der Limes, im 15. Jahrhundert sammelten sich hier die Bauern um im Bauernkrieg die Klöster Gotteszell und Lorch zu überfallen. Ab dem 19. Jahrhundert war es Exerziergelände der Württembergischen Garnison, später folgten Reichswehr und Wehrmacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Amerikaner die Heide in Beschlag. Überregional bekannt wurde diese jedoch als Raketenbasis für nuklear bestückte Raketen vom Typ Pershing II. Um deren Abzug zu erreichen veranstalten Friedensdemonstranten Blockaden des Depots. Ihr Motto war damals „Unser Mut wird langen – nicht nur in Mutlangen“. 2.999 Blockierer wurden hier festgenommen. Erst mit dem Abzug der Raketen durch den INF-Vertrag 1987 kehrte wieder Ruhe ein. Heute befindet sich auf Mutlanger Markung ein Neubaugebiet und auf der Gmünder Markung ein großer Solarpark.

Von hier ging es nun abwärts nach Schwäbisch Gmünd. Der Weg zur Schlusseinkehr führte die Gruppe noch durch Gassen mit herrlichen Fachwerkhäusern und verwinkelten Hinterhöfen und an einem ehemaligen Turm der Stadtmauer vorbei. Eine nette Schlusseinkehr rundete einen gelungen Wandertag ab. Von dieser war es nur noch ein kurzer Weg zum Bahnhof. Wieder in Bietigheim angekommen ging für die Teilnehmer ein schöner und erlebnisreicher Wandertag zu Ende.

Im Bullenfeld  Auf dem Weg nach Iggingen  Zum höchsten Punkt der Wanderung  Rast beim Igginger Wasserturm  Blick vom Hohenstaufen bis zum Scheuelberg  Solarpark auf der Mutlanger HeideBlick auf den Rechberg und Stuifen  Gmünd - Blick auf den Schmiedturm  Gmünd - in der HoniggasseGmünd - Forum Gold- und Silber der Landesgartenschau 2014