Diesmal hatte sich der Albverein vorgenommen, eine kurze Wanderung mit einer Stadtbesichtigung zu kombinieren. Mit der S-Bahn ging es nach Kirchheim/Teck. Von dort wurde noch eine kurze Strecke mit dem Bus zum Ausgangspunkt der Wanderung zurückgelegt, einem Parkplatz auf der Straße zwischen Kirchheim und Reudern. Von dort führt ein Wanderweg durch den Talwald zu den Bürgerseen, einem Landschaftsschutz- und beliebten Naherholungsgebiet. Als sich die Wanderer in Bewegung setzten, hatte sich der Himmel aufgehellt und die Sonne verscheuchte die letzten Bedenken, das Wetter könne diesen Tag verderben. Zusätzlichen Schwung verliehen den Wanderern insbesondere die Eingangsverse des Eichendorff-Gedichts „Frische Fahrt“: „Laue Luft kommt blau geflossen, Frühling, Frühling soll es sein!“
Nach wenigen Minuten erreichten die Wanderer die Bürgerseen. Der Untere See dient der Freizeitnutzung. Hier darf gebadet werden. Der Mittlere See klärt das Wasser des Unteren Sees vor. Es handelt sich hier um ein Angelgewässer, das außer Fischen auch Muscheln und weiteren Wassertieren Lebensraum bietet. Der Obere See mit seinen Uferbereichen gilt als Biotop mit artenreichen Uferpflanzen. Im Norden wird das Oberflächenwasser des Segelfluggeländes Hahnweide in den See eingeleitet. Im Süden bringt der Talbach Frischwasser, der seine Wasserzufuhr aus dem großen angrenzenden Talwaldgebiet, einem Laubmischwald mit seltenen Baumarten, bezieht. Die Bürgerseen wurden 1906 angelegt. Es muss sie aber in irgendeiner Form schon sehr viel früher gegeben haben. Im Stadtarchiv tauchte der Begriff „burgersee“ schon 1556 auf. Der Name deutet daraufhin, dass Kirchheimer Bürger dort fischen durften. Rund um den See laden Tische und Bänke zum Rasten und Verweilen ein. Die Wanderer konnten diese Idylle genießen, da sie an diesem Tag die einzigen waren, auch wenn die nebenan startenden privaten Motorflugzeuge die Ruhe bisweilen störten. Als die Wandergruppe das Ende des Talwaldes erreicht hatte, bog sie nach Westen ab und wanderte an dem Fluggelände entlang nach Kirchheim. Im Süden bot sich ihr der Ausblick auf die Blaue Wand der Alb mit dem hochragenden Bergfried der Burgruine Teck.
In der Altstadt am vereinbarten Treffpunkt angekommen, wurden die Albvereinler vom Stadtführer begrüßt. Die Führung begann mit dem Besuch des Schlosses. Dieses wurde ursprünglich als Festungsbau in den Jahren 1538 bis 1560 unter den Herzögen Ulrich und Christoph als Teil der Landesfestung Kirchheim errichtet. Doch inzwischen war die Entwicklung der Feuerwaffen so weit fortgeschritten, dass der Festungsbau seinen Zweck nicht mehr erfüllen konnte, und so wurde der Renaissancebau in ein wohnliches Schloss umgestaltet, in dem sich die Herzöge immer wieder aufhielten. Seit dem 17. Jhd. bis 1857 diente das Schloss dem Hause Württemberg als Witwensitz. Die Räume, die zu besichtigen sind, erinnern mit der zeitentsprechenden Möblierung, den Bildern und anderen Erinnerungsstücken an die prominentesten Bewohnerinnen: Franziska von Hohenheim und Herzogin Henriette. Letztere machte sich auch einen Namen durch ihr soziales Engagement für Kirchheim.
Nun blieb nicht mehr viel Zeit übrig, so dass sich die Wandergruppe nur noch einen allgemeinen Eindruck von der Altstadt verschaffen konnte. Prägendes Ereignis in der Stadtgeschichte war ein Brand im Jahre 1690, der die gesamte Innenstadt zerstörte. Unversehrt blieben nur das Schloss, die Zehntscheuer und die ehemalige Lateinschule, das Geburtshaus von Max Eyth. Beim Wiederaufbau der Stadt wurde auf breitere Straßen und größeren Abstand zwischen den Häusern geachtet. Unter den zahlreichen Fachwerkhäusern gehört das Rathaus zu einem der schönsten mit seinem weithin sichtbaren Turm und seiner geschwungenen Haube.
Mit der Einkehr in einem gemütlichen Lokal fand dieser erlebnis- und abwechslungsreiche Tag einen harmonischen Abschluss.