Auf den Spuren der Staufer unterwegs

Am Bahnhof Bietigheim traf sich eine reduzierte Gruppe ein, um an der Wanderung unter dem Motto „Auf den Spuren der unterwegs“ teilzunehmen. Einige Interessenten meldeten sich allerdings wieder ab was selbstverständlich akzeptiert wurde, denn die Wettervorhersage meldete für den Tag Sonne pur mit einer Temperatur jenseits von 30°C.  Mit der Bahn ging es nun über Stuttgart nach Lorch dem Ausgangspunkt der Wanderung.                                                                                                                         Vom dortigen Bahnhof führte der Weg hoch zum Kloster Lorch, das weithin sichtbar auf einem Bergrücken liegt. Bekannt ist die weitläufige Anlage mit ihrer eindrucksvollen Ringmauer durch die Familie der Staufer. Im Kloster angekommen, wurde die Gruppe bereits von einer Führerin erwartet, welche diese ca. 1¼ Stunden mit viel Herzblut die Geschichte des Klosters näherbrachte. Das Benediktinerkloster wurde um 1102 von dem Staufer Herzog Friedrich I. und seiner Familie gestiftet. Das Kloster wurde dem Papst unterstellt, wie es für Klöster der Hirsauer Reform üblich war, doch behielten sich die Staufer die Vogtei vor. Die Anfänge der Grundherrschaft des Klosters Lorch waren ungeachtet der Machtstellung seiner Stifter bescheiden. Die Kräfte richteten sich zunächst auf die Errichtung von Kirche und Klausurgebäuden. Erst 1139 konnte an die Überführung der verstorbenen Staufer von der Stiftskirche in die neue Klosterkirche gedacht werden. Dank der Unterstützung des Königs Konrad III. machte das Kloster gute Fortschritte. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Mönche von den aufständischen Bauern ausgeplündert, die Gebäude angezündet. Von den Schäden konnte sich das Kloster nur mühsam erholen. Darüber hinaus wurde es bereits von der Säkularisation bedroht, da die württembergischen Landstände darin einen bequemen Weg aus der Schuldenkrise des Herzogtums sahen. In der Klosterkirche erinnert die im Mittelschiff stehende Staufer-Tumba von 1475 an die Staufer als Klostergründer. Wandmalereien an den Mittelschiffpfeilern der Kirche, die um 1530 entstanden, zeigen die bedeutendsten staufischen Herrscher. Reproduktionen der farbenprächtigen Lorcher Chorbücher konnten eingesehen werden. Zum Abschluss der Führung wurden der Gruppe noch über 160 Jahre Staufergeschichte an Hand des farbenprächtigen Staufer-Rundbild nähergebracht. Das Rundbild erzählt Aufstieg und Fall des deutschen und europäischen Herrschergeschlechts der Staufer in den Jahren 1102 bis 1268. Mit einer Länge von 30 Metern und 4,5 Metern Höhe ist es das größte Gemälde auf Leinwand in Südwestdeutschland. Das Rundbild wurde durch den Lorcher Maler und Graphiker Hans Kloss geschaffen, an welchem der Künstler viereinhalb Jahren gearbeitet hat. Die Fertigstellung des Rundgemäldes im Mai 2002 zur 900-Jahr-Feier des ehemaligen Benediktinerklosters und Grablege der Staufer.  Geschichtlich ging es nun ca. 1.000 Jahre zurück. In unmittelbarer Nähe des Klosters befindet sich einer der markantesten Punkte des obergermanischen und rätischen Limes. Dieser liegt am rekonstruierten römischen Wachturm nahe des Klosters Lorch. Vom Main kommend führt der Limes schnurgerade in nahezu nordsüdlicher Richtung und biegt an dieser Stelle unmittelbar nach Osten ab und bildet das bekannte Limesknie. Diese Richtungsänderung der römischen Grenze war notwendig, um das Remstal mit seiner wichtigen Verkehrsroute nach Aalen und weiter in die Nachbarprovinz Raetien zu schützen. Nun ging es aber auf Tour. Beim Überqueren der Rems bot sich nochmals ein imposanter Blick auf das Kloster. Bald war der idyllisch gelegene Muckensee erreicht. An diesem befindet sich ein beliebtes Ausflugslokal welches seinen Ursprung einer Gärtnerei verdankt, heute kann man es sich noch zwischen Pflanzen in dem ehemaligen Gewächshaus gutgehen lassen. Im See selbst blühten Sumpfdotterblumen sowie Teichrosen und ein Schwanenpaar hat in ihm ebenfalls seinen Platz gefunden. Als Gag befindet sich im See eine Nachbildung des Seeungeheuers Nessie.Weiter führte der Weg durch das Beutental in Richtung Wäscherburg, dabei wurde die Ostseite des Tals gewählt so konnte möglichst lange im Schatten gewandert werden, denn die Temperatur hatte schon die 30 Gradmarke geknackt. Ab der Beutenmühle hatte es dann aber mit Schatten ein Ende. Die Mühle selbst wird jedoch nicht mehr betrieben. An deren höher gelegen Mühlkanal und dessen Stauwehr vorbei, in welchem nochmals üppig Teichrosen blühten, wurde kurz vor dem Anstieg noch ein schattiges Plätzchen für die Rast gefunden.

Nach erfolgter Rast stand der erste schweißtreibende Anstieg zur Wäscherburg, auch Wäscherschloss oder Wäscherschlössle genannt an. Die Höhenburg steht etwa 436 Meter hoch über dem Beutental und bietet freien Blick zum Hohenstaufen. Da diese zwischen 1220 und 1250, also erst gegen Ende der Stauferzeit erbaut wurde, kann sie nicht wie immer gern als Stammburg des Geschlechts angenommen werden. Ebenso rankt eine schöne Legende um sie. Kaiser Barbarossa soll auf dem Weg von der Grabstätte seiner Vorfahren im Kloster Lorch zur Burg Hohenstaufen hier gerastet und sich in eine Wäscherin verliebt haben. Ihr habe er daraufhin die Burg Büren geschenkt. Das Ortswappen von Wäschenbeuren leitet sich von dieser Legende her. In Wirklichkeit jedoch geht der Name auf Konrad den Wascher zurück.

Zwar führte der Weg jetzt eben zum Burgstall weiter, aber die Gruppe war nun schutzlos der Sonne ausgeliefert. Grabungsfunde am Burgstall Burren etwa 600 Meter weiter westlich der Wäscherburg haben 1957 gezeigt, dass dort bereits im 11. Jahrhundert ein Wohnturm bestand, der im 13. Jahrhundert, als die Wäscherburg bereits existierte, erneuert und erweitert wurde. Allerdings kommt auch die Anlage am Burren nicht als Stammsitz der Staufer in Frage.

Beim nächsten Anstieg hoch zur sogenannten Spielburg führte glücklicherweise wieder durch Waldgebiet. Die Spielburg ist eine Scholle aus Weißjurakalk, die vor ca. 23 Mio. Jahren bei einem Bergsturz vom damals noch bis hierher reichenden Albtrauf, vom wesentlich höheren Hohenstaufen, abbrach. Das anstehende Kalkgestein wurde noch bis Mitte der 50er Jahre in mehreren Steinbrüchen abgebaut, die heute sog. Sekundärbiotope darstellen. Sie bildet heute den Kern eines NSG. Auf dem Kalkgestein des Bergsturzes konnte sich ein heideähnliches Trockenbiotop mit vielfältigen Strukturelementen entwickeln:
Felsen, Blockhalden, Halbtrockenrasen, Hecken, Feldgehölze, Streuobstwiesen und Feuchtzonen wechseln kleinräumig und sind einzigartiger Lebensraum für eine Vielzahl seltener Pflanzen- und Tierarten.
Es finden sich: ca. 250 Pflanzenarten, darunter seltene Arten wie Silberdistel, Bienenragwurz und Franzenenzian, ca. 50 Vogelarten, z.B. Neuntöter, versch. Grasmücken und Spechtarten – Schmetterlinge, wie Schwalbenschwanz, Distelfalter, Tagpfauenauge, u.v.m. – Reptilien, z.B. Schlingnatter, Ringelnatter, Blindschleiche. Die Spielburg ist ein sehr beliebtes Naherholungsziel. Der große Besucherdrang führt leider auch zu Belastungen, die dem Schutzzweck zuwiderlaufen.

Auf Grund der hohen Temperatur vermehrt erforderlichen Trinkpausen zur Erholung wurde vom Besuch der Museumsstätte unterhalb des Hohenstaufens abgesehen und die Gruppe ging auf dem direkten Weg hoch auf denselben.

Etwas zur Geschichte: Der Name „Stauf“ (ein Trinkgefäß) bezieht sich auf die Kegelform des Berges, der einem umgedrehten Stauf vergleichbar erscheint oder assoziiert und der bereits in der späten Hallstattzeit eine Höhensiedlung trug. Erbaut wurde die hochmittelalterliche Burg Hohenstaufen um 1070 vom Stauferherzog Friedrich I. von Schwaben, genaue Baudaten sind nicht überliefert. Heute geht man davon aus, dass Friedrich noch als Graf eine bereits bestehende einfachere Befestigung auf dem Hohenstaufen umgestaltet und zur Burg ausgebaut hat. Herzog Friedrich residierte zeitweise auf dem Hohenstaufen, er war auch der erste, der sich nach Burg und Berg nannte. Da die Burg noch vor Friedrichs Erhebung zum Herzog (1079) errichtet wurde, war sie zunächst keine Reichsburg, sondern Allod des Staufers. Der Hohenstaufen war bis Mitte des 13. Jahrhunderts Stammburg des Königs- und Kaisergeschlechts der Staufer. Am 27. August 1208 starb auf der Burg Hohenstaufen Königin Irene, die junge Witwe des gut zwei Monate zuvor ermordeten Philipp von Schwaben bei der Frühgeburt ihres Kindes. Andere Könige und Kaiser des Geschlechts der Hohenstaufen haben die Burg vermutlich nicht besucht.

Danach kam es zu mehrfachen Änderungen der Besitzverhältnisse. Ab 1372 war der Hohenstaufen in der Hand der Grafen von Württemberg. Nach der Vertreibung Herzog Ulrichs im Jahre 1519 reklamierte der Obervogt von Göppingen Georg Staufer von Bloßenstaufen, der sich als Nachfahre des alten Kaiserhauses ausgab, erfolgreich den Hohenstaufen für sich, er erhält die Burg im Jahre 1520 von Kaiser Karl V. wegen seiner Verdienste um den Schwäbischen Bund. Die Burg wurde nur von einer kleinen Mannschaft verteidigt, als sie im Bauernkrieg am 29. April 1525 von aufständischen Bauern zerstört wurde. Nach kurzer Belagerung und einem ersten Anrennen des „Hellen Haufens“ der Gaildorfer und Schwäbisch Haller Bauern entschloss sich die Burgbesatzung unter Ritter Michel Reuß von Reußenstein zum Ausfall. Unter dem Donner aller im Torbereich aufgestellten Geschütze gelang die Flucht in dichtem Pulverdampf. Nach diesem von Chronisten als wenig rühmlich beschriebenen Ende wurde die Burg von den Bauern geplündert und in Brand gesteckt. Bereits im Jahre 1555 ließ Herzog Christoph von Württemberg die ausgebrannte Ruine als Steinbruch für den Bau des Göppinger Schlosses nutzen. 1736 entschloss sich Herzog Karl Alexander von Württemberg, auf dem Hohenstaufen eine neue Festung errichten zu lassen. Das Vorhaben wurde infolge des Todes des Herzogs im Frühjahr 1737 nicht verwirklicht.

Nun jedoch wieder zur Gegenwart: Im Höhenlokal Himmel&Erde war nun eine Schlusseinkehr fällig. Bei Speis und kühlen Getränken wurden die Kräfte zu neuem Leben erweckt. Nach der Einkehr wurde auf dem Gipfel noch eine kleine Runde gedreht. Leider war die Sicht nicht die beste, die sonst vom Braunenberg im Osten über den Nordtrauf der Alb bis zur Achalm die Filderebene bis zum Hohenasperg reicht.

Beim Abstieg wurde kurz noch die Barbarossakirche besucht, diese wurde Ende des 15. Jahrhunderts im Ort Hohenstaufen erstellt. Vermutlich gab es an derselben Stelle bereits früher ein Gotteshaus. Der Name der Kirche lautete St. Jakob. Im Zuge der deutschen Nationalbewegung gründete der Hohenstaufener Pfarrer Eduard Keller 1833 den Hohenstaufenverein, der die Kirche ab 1859 zu einem nationalen Geschichtsdenkmal umgestaltete. Dabei wurde die Westfassade mit den Wappen der staufischen Herrschaftsgebiete, Ministerialengeschlechter und sieben Kurfürsten versehen. Die Kirche erhielt nach dem Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa ihren neuen Namen.

Jetzt war es nur noch ein kurzer Weg zur Bushaltestelle. Von hier ging es mit dem Bus in vielen Serpentinen hinab nach Göppingen und von dort mit der Bahn zurück. Zuhause angekommen, ging ein erlebnisreicher aber auch anstrengender Wandertag zu Ende.