Besuch des Eiermann-Magnani-Hauses

Mit dem Eiermann-Magnani-Haus steuerte eine kleine Gruppe des Schwäbischen Albvereins im Spätherbst ein wenig bekanntes, aber lohnendes Ziel in der weiteren Umgebung an.

Zunächst verlangte die Anfahrt zum Ausgangspunkt der Tour den Wanderern einiges an Zeit ab. Mit dem Zug bis Mosbach und anschließend weiter mit dem Bus durch den bereits leicht verschneiten Odenwald kam die Gruppe schließlich in Buchen an. Bevor es zu Fuß Richtung Hettingen ging, wo sich das Haus befindet, stand ein kurzer Abstecher durch die Buchener Altstadt auf dem Programm. Das Landstädtchen taucht erstmals im Jahre 773 in den Urkunden auf. Seit dem Mittelalter gehörte es für mehrere Jahrhunderte zum Kurfürstentum Mainz bis es dann 1806 in das Großherzogtum Baden eingegliedert wurde. Vor dem mächtigen Stadtturm, dem letzten verbliebenen Tor der ehemaligen Stadtbefestigung, steht weithin sichtbar die Mariensäule. Sie ist das Wahrzeichen des sogenannten Madonnenländchens, das sich von hier bis zum Taubergrund zieht und dessen Bezeichnung auf die Vielzahl an Bildstöcken zurückgeht, die sich in der gesamten Umgebung finden. Auch die Albvereinler sollten an diesem Tag noch an einigen davon vorbeikommen. Unweit der Säule war bereits ein erstes Bauwerk des berühmten Architekten Egon Eiermann zu erblicken. Der Bettenanbau eines Hotels, der sich trotz seiner modernen Gestaltung harmonisch in die Altstadt einfügt, wurde allerdings erst wesentlich später als das Eiermann-Magnani-Haus errichtet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Eiermann Buchen bereits wieder verlassen, in das er bei Kriegsende aus Berlin geflüchtet war. Vorbei am Marktplatz führte der Weg über den Hof der Kellerei. Hier befanden sich früher nicht nur der Verwaltungssitz der Kurfürsten, sondern auch ihr Zeughaus und die Zehntscheuer. Nun verließ die Gruppe die Stadt zügigen Schrittes und steuerte entlang der Morre Hettingen an.

Das Eiermann-Magnani-Haus ist Teil einer Wohnsiedlung, die Ende der 40er Jahre entstanden ist. Sie befindet sich bis heute am Ortsrand von Hettingen, so dass die Wanderer bereits nach wenigen Kilometern am Ziel waren. Bei einer Führung lernten sie das Reiheneckhaus, bei dessen Planung Zweckbau und moderne Architektur auf außergewöhnliche Weise miteinander verbunden wurden, genauer kennen. Der Hettinger Pfarrer Heinrich Magnani suchte nach Kriegsende nach einer Lösung, um günstigen Wohnraum für Heimatvertriebenen zu schaffen. Eiermann, der heute vor allem als Schöpfer der neuen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin und der ehemaligen IBM-Zentrale in Stuttgart bekannt ist, entwarf dazu einen einfachen, aber dennoch wohl durchdachten Haustyp, der zum Großteil in Eigenleistung errichtet werden konnte. Praktische Einbauschränke, ein begehbarer Kleiderschrank und, für die damalige Zeit nicht selbstverständlich, ein Badezimmer führten teilweise zu Neid bei den eingesessenen Dorfbewohnern. Auch die Geschichte der letzten Bewohner weckte das Interesse der Gruppe. Bevor das Haus zum Museum wurde, lebten darin zeitweise bis zu sieben Familienmitglieder unter einem Dach. Auch aufgrund der beschränkten Größe kam es dadurch immer wieder zu Konflikten.

Nach den vielen Eindrücken stärkten sich die Albvereinler bei der Mittagseinkehr in einer nahegelegenen Gaststätte mit Grünkernküchle und Kochkässchnitzel. Zur Verdauung schloss sich eine Busfahrt durchs Bauland nach Osterburken an, von wo die Gruppe mit dem Zug wieder nach Bietigheim zurückkehrte.