Wandern auf der Ostalb

Am letzten Augustsamstag nahm die Ortsgruppe Bietigheim des Schwäbischen Albvereins ihren Wanderbetrieb nach den Einschränkungen durch die Corona-Bedingungen mit der Ostalbwanderung wieder auf. Mit Bahn und Bus ging es mit Maskenpflicht und Abstand halten zum Ausgangspunkt in Heubach. Hoch oben auf dem Westfelsen des Rosensteins lag die Ruine im Blick. Von der Maske befreit führte der Weg die Gruppe jetzt auf dem HW1 über einen Serpentinenpfad 200 Höhenmeter aufwärts zur Ruine. Diese wurde Mitte des 13. Jh. erbaut, nachdem die letzten Besitzer sich um 1520 ein „Adenlich Haus“ unten im Ort errichteten und ihren Sitz dorthin verlegten, verfiel die Burg zusehends. Die Steine wurden für Bauten im Ort verwendet. Heute ist noch die imposante Schildmauer erhalten. Weiter ging es nun über eine gusseiserne Brücke, an Stelle der früheren Zugbrücke, über den tiefen Halsgraben zum Lärmfelsen, einem exponierten Aussichtspunkt. Bei klarer Sicht reicht der Blick von hier über den Fernsehturm Stuttgart hinaus bis zum Nordschwarzwald. Am Rosenstein sind über 40 Höhlen bekannt. Infolge seiner Lage als Vorsprung des Albtraufs hat der Rosenstein von jeher eine große strategische Bedeutung, was die Siedlungsgeschichte eindrucksvoll belegt. Werkzeugfunde in dessen Höhlen datieren zurück bis in die Altsteinzeit. Während der vorrömischen Eisenzeit wurde auf dem Rosensteinmassiv eine Befestigungsanlage errichtet, von der noch Reste von vier Wallanlagen, zum Teil aus keltischer Zeit, sichtbar sind.

Nach einer kurzen Rast führte die Strecke dem HW1 weiter folgend über Lauterburg zum dortigen Skigebiet Hirtenteich, in dessen Bereich die Rems aus einer Karstquelle entspringt. Das nächste Ziel waren die Weiherwiesen. Links und rechts des Weges dorthin befinden sich viele Erdfälle, dies sind Senken an der Erdoberfläche, die durch das Einbrechen bzw. Nachbrechen nicht wasserlöslicher Deckschichten über einem natürlichen Hohlraum im Untergrund entstehen. Ursächlich für deren Entstehung ist die Auflösung relativ leicht löslicher Gesteine, eine typische Karsterscheinung. Flurnamen wie Eisengrube, Grubenhäule, Kohlplatte, Berghäule weisen in der Region auf die ehemalige Eisengewinnung und den damit verbundenen Holzeinschlag zur Erzeugung der hierfür benötigten Holzkohle hin. Bereits durch Kelten wurde hier in der Eisenzeit um 750 v. Chr. Bohnerz gefördert und verhüttet.

Bald wurde das Naturschutzgebiet „Weiherwiesen“ erreicht, welches sich auf einer von dichten Wäldern umschlossenen und von Birken bewachsenen weiten Lichtung bei Tauchenweiler erstreckt. Dieses Moorgebiet entstand durch Feuersteinlehm, der im Laufe von Jahrmillionen in die flachen Mulden gespült wurde. Hierdurch haben sich deren Böden und Ränder mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen, so dass sich auf diesen versauerten, nassen Böden das Feuchtgebiet mit seinen beiden Moorseen entwickeln konnte. Ein Refugium für Wildenten, Rallen und andere Kleintiere, wie Libellen und mit einer grandiosen Flora mit Trollblumen, verschiedenen Arten von Orchideen, Lupinen, Schwertlilien, Rohrkolben und Seerosen. Der heutige Weiherbach, der aus dem Wasser der Moorseen gespeist wird, versickert nach kurzem Lauf in einer Doline. Die Moorseen selbst werden aus einer Hülbe am westlichen Waldrand mit Wasser versorgt. Die Weiherwiesen wurden Jahrhunderte lang landwirtschaftlich genutzt. Hauptsächlich als Weideplatz für Schafe und andere Tiere. Die Weiher dienten hierbei in erster Linie zur Schafswäsche. Zur Schurzeit sollen hier bis zu 20 000 Schafe jährlich gewaschen worden sein.

Bevor der Aufstieg auf den Volkmarsberg anstand, genehmigte sich die Gruppe bei noch trockenem Wetter in Tauchenweiler, bestehend aus nur einer Gartenwirtschaft, eine Kaffeepause. Nochmals stand ein Anstieg von 60 Höhenmetern auf die Bergkuppe an. Auf der Hochfläche war früher eine Schafweide, die teilweise vom Wald zurückerobert wurde. Sie ist seit 1928 unter Naturschutz gestellt. Der unbewaldete Teil des Naturschutzgebietes präsentiert sich heute als parkähnliche Wacholderheide, die von alten Buchen, Eichen und Linden belebt wird. Der ursprüngliche Name des Berges lautete „Volkhartsberg“, was so viel wie Volkswald oder Gemeindewald heißt, also ein Berg, dessen Waldgebiet im Gemeindebesitz war. „Hart“ kann allerdings auch für Bergweide oder Waldweide stehen. Ein Teil der Gruppe, lies es sich trotz inzwischen einsetzenden Nieselregen, nicht nehmen den 23 Meter hohen Aussichtsturm zu besteigen. Von ihm bietet sich normalerweise ein herrlicher Rundblick. Bei schönem Wetter und guter Sicht ist bei Inversionswetterlage die Alpenkette und die Zugspitze zu sehen.

Über den sogenannten Zick-Zack Weg ging es nun nach Oberkochen hinunter, wo die Firma Carl Zeiss, eines der wichtigsten deutschen High-Tech-Unternehmen, ihren Sitz hat. Die 18 km lange Auftaktwanderung wurde von allen Teilnehmern bravourös gemeistert.