Wanderung im Helfensteiner Land

Sonnenschein und blauer Himmel stellten sich am Samstagvormittag ein, als sich eine Wandergruppe des Schwäbischen Albvereins der Ortsgruppe Bietigheim von mittlerweile etabliert wenigen Teilnehmern zur Tageswanderung ins Helfensteiner Land am Bietigheimer Bahnhof einfand.

Von dort ging es mit dem Zug über Stuttgart nach Geislingen an der Steige. In Geislingen angekommen, durften die Albvereinler zunächst selbständig über verschlungene Serpentinenpfade zur Ruine Helfenstein hinaufsteigen, bevor sie oben von der Stadtführerin Frau Rigl empfangen wurden.

Frau Rigl brachte den Wandersleuten in einem kompakten und kurzweiligen Vortrag die Geschichte der Burg Helfenstein samt der ihr zu Füßen liegenden Stadt Geislingen näher. So wurde die Burg Anfang des 12. Jahrhunderts von der Adelssippe der Helfensteiner auf einem Bergsporn gegründet und galt damals als größte Burganlage zwischen Stuttgart und Ulm. Hingegen verstanden sich die Helfensteiner weder auf Vermögensmehrung noch auf Vermögenssicherung und mussten die Burg schließlich an die Reichsstadt Ulm verpfänden, welche die Anlage schließlich ganz übernahm und zum Bollwerk ausbaute. Nach einer kriegerischen Übernahme durch die Bayern und späterer Rückeroberung war die Bausubstanz der Burg so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, dass die Ulmer sie schleiften und abtrugen, wodurch die Anlage in Vergessenheit geriet. Erst in den 1930er Jahren wurden Mauerreste wiederentdeckt und die Anlage in ihrer heutigen Gestalt teilweise rekonstruiert.

Die Stadt entstand ebenfalls im 12. Jahrhundert im Talkessel an dem hier verlaufenden bedeutenden Handelsweg zwischen Rhein und Mittelmeer. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sodann die Steige gebaut, der Albaufstieg der Eisenbahnstrecke zwischen Heilbronn und der Bodenseeregion. Damit setzte die Industrialisierung ein. Neben Unternehmen für Mühlen- und Turbinenbau wurde auch der Vorläufer der weithin bekannten Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) gegründet.

Vom Burgturm ließen die Albvereinler ihren Blick über den Talkessel, die Steige und den Albtrauf schweifen und begaben sich alsdann auf ihre Wanderroute.

Zur Burganlage hinaus und eine kleine bewaldete Senke durchquerend kam die Gruppe am Ödenturm vorbei, welcher früher als Wach- und Vorposten der Burg diente, sich jedoch dank seiner verschlafenen Besatzung als nutzlos erwies. Am Waldrand entlang erreichten die Wanderer Hofstett am Steig, in dessen Ortsmitte sich hinter dichtem Gestrüpp eine Hüle verbirgt und ein prächtiger Nussbaum am Wegesrand wacht. Über Felder und entlang einer Schmetterlingswiese gelangten die Albvereinler wieder in den schattenspendenden Wald. Ab und an war nun das Rauschen eines vorbeifahrenden Zugs zu vernehmen – die Steige befindet sich unterhalb der Hangkante. Am Mühltalfelsen bot sich den Wandersleuten ein Blick auf den sich den Berg hinaufwindenden Schienenstrang. An dieser Stelle wurde damals für den Bau der Steige unter dem Jubel begeisterter Schaulustiger ein ganzer Fels aus dem Massiv gesprengt und dies als Sieg des technischen Fortschritts über die hochmütige Natur gefeiert.

Bei der Ziegelhütte überquerten die Albvereinler die Gleisanlage und wanderten ins Tal hinab. Hinter der Straub Mühle passierte die Gruppe die dort vorbeifließende Rohrach, welche als Karstquelle nur wenige Kilometer südlich von Geislingen entspringt. Ihre Wasserkraft wurde zu früheren Zeiten zum Betrieb mehrerer Mühlen genutzt. Am Rohrachsee bogen die Wanderer scharf links zum Aufstieg gen Wittinger Fels ab. Hier war Umsicht und Konzentration erforderlich, denn der steile Pfad war mitunter rutschig und abgeschrägt, jedoch von den erfahrenen Albvereinlern gut zu bewältigen.

Oben angekommen, marschierte die Gruppe nun auf der der Steige gegenüberliegenden Hangseite entlang. Am Tirolerfelsen und am Geiselstein vorbei erreichte die Gruppe schließlich die Schildwacht, von der sich nochmals ein weiter Blick über Geislingen, zur Ruine Helfenstein und bis zum Hohenstaufen bot.

Ein anspruchsvoller Abstieg brachte die Albvereinler zurück in die Stadt. Kurz darauf war auch die Kaiser-Brauereigaststätte zur Schlusseinkehr erreicht, wo sich die Wanderer erfrischen, laben und dadurch die akutesten Erschöpfungserscheinungen kompensieren konnten. Danach bedurfte es nur noch eines kurzen Fußmarsches bis zum Bahnhof, von dem aus der Zug die Albvereinler wieder wohlbehalten nach Hause brachte.